06.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Absage an
höhere Preise

Heftige Diskussionen zur Lkw-Maut

Berlin (dpa/WB). Der deutsche Einzelhandel erwartet durch die Einführung der Lkw-Maut auf den Autobahnen keine drastischen Preissteigerungen für die Verbraucher.

Die beiden Einzelhandelsverbände HDE und BAG widersprachen gestern in Berlin dem Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BAG), der Preiserhöhungen als »unausweichlich« bezeichnet hatte. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hat die Wirtschaft bereits mehrfach gewarnt, die Maut für Preiserhöhungen zu nutzen.
Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) verwies auf den starken Konkurrenzdruck innerhalb der Branche. Deshalb werde der erwartete Anstieg der Transportkosten um bis zu acht Prozent nicht an die Verbraucher weitergegeben, sagte Maut-Experte Ulrich Binnebößel.
Nach einer HDE-Umfrage wird in der Branche allenfalls mit einer Verteuerung um ein Prozent gerechnet. Auch der kleinere Handelsverband BAG versicherte: »Es wird keine drastischen Preiserhöhungen geben.«
Die Maut beträgt derzeit im Durchschnitt 12,4 Cent pro Autobahnkilometer. Für die Fahrt von Hamburg nach München werden beispielsweise knapp 100 Euro fällig. Mehrere Umweltverbände haben bereits verlangt, die Maut zu verdoppeln, um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Wirtschaft und Politik wiesen solche Forderungen bereits mehrfach zurück.
Unterdessen haben sich wenige Tage nach dem Mautstart die Auseinandersetzungen zwischen den Fuhrunternehmen und dem Betreiber Toll Collect zum Rechtsstreit beim Bundeskartellamt ausgeweitet. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) reichte beim obersten Wettbewerbshüter Beschwerde über Haftungs-Beschränkungen von Toll Collect auf 12500 Euro und - für alle Mautteilnehmer - von zehn Millionen Euro ein. Das bestätigte BGL-Hauptgeschäftsführer Karlheinz Schmidt. Zudem begann ein Disput über Pannen.
So berichtete Schmidt von seinen Mitgliedsspeditionen, es gebe neue Komplikationen bei den Einbuchungen über die automatischen Erfassungssysteme (OBUs) und das Internet. Toll-Collect Sprecher Harald Lindlar und Verkehrsministeriumssprecher Michael Zirpel wiesen das als »Tatarenmeldungen« zurück. Der bisherige Maut-Verlauf sei auch am fünften Mauttag reibungslos gewesen, nachdem es am Vorabend am deutsch-tschechischen Übergang Waidhaus wegen Pannen bei der Terminalleerung zu langen Wartezeiten für die einreisenden Lkw-Fahrer gekommen war.

Artikel vom 06.01.2005