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Freiheit eingeschränkt

Regisseur Helmut Dietl zur öffentlichen Filmförderung

München (dpa). Der Regisseur Helmut Dietl (»Rossini«) empfindet das deutsche System der öffentlichen Filmförderung trotz mancher Schwächen als unverzichtbar.

»Wenn wir in Deutschland rein privatwirtschaftlich finanzierte Filme machen müssten, wäre Mist Trumpf«, sagte Dietl (60) gestern. »Es würde dann nämlich nur noch der Massengeschmack bedient, und das kann nicht gut sein.« In Deutschland sei die Filmbranche einfach noch nicht so weit, Filme allein privat zu produzieren. Seine etwa acht Millionen Euro teure Liebeskomödie »Vom Suchen und Finden der Liebe« sei etwa knapp zur Hälfte subventioniert. Am 27. Januar kommt der melancholisch-romantische Streifen mit Moritz Bleibtreu und Alexandra Maria Lara in den Hauptrollen bundesweit in die Kinos.
Als künstlerisch negativ betrachtet Dietl die Einbindung der Fernsehsender in die Filmförderung. Die Sender seien natürlich vor allem daran interessiert, dass fernsehtaugliche Filme entstehen. »Das ist ein großes cineastisch-ästhetisches Problem, denn die Erzählweise eines Kinofilms ist einfach eine andere als die Erzählweise eines TV-Movies.« Die Vertreter der TV-Sender wollten das nicht einsehen, sagte Dietl, »aber sie achten immer darauf, ob die Filme - was immer das heißen mag - auch fernsehtauglich sind. Das schränkt natürlich die cineastische und ästhetische Freiheit der Macher ganz stark ein.« Bei seinem neuen, auch vom ZDF unterstützten Kinofilm habe es aber keine Einflussnahme gegeben. »Die Zusammenarbeit mit dem stellvertretenden Programmdirektor Hans Janke war ausgezeichnet.«
Die Filmförderung der einzelnen Bundesländer - sie ist meist ans Drehen in der Region gebunden - hat nach Ansicht Dietls Vor- und Nachteile. Die Länderförderung sei natürlich primär eine regionale Wirtschaftsförderung, »aber das ist auch gut so, weil es auch hilft, Leute an einen Standort zu binden«. Andererseits nehme der Förderungs-Tourismus unter den Filmemachern zu, weil es insgesamt weniger Geld gebe. Daher drehten manche Regisseure in mehreren Bundesländern, um Mittel zu bekommen, auch wenn das Filmkonzept anders aussah. »Das kann zu einer Verwässerung der künstlerischen Vorstellungen führen. Und billiger wird es dadurch nicht, wenn Sie fahren müssen.«
Euphorie über den in 2004 auf 24 Prozent gestiegenen Marktanteil deutscher Filme wollte bei Dietl nicht aufkommen. Im wesentlichen seien drei Filme - Bully Herbigs »(T)Raumschiff Surprise«, Ottos »7 Zwerge« und Bernd Eichingers Hitlerfilm »Der Untergang« - dafür der Grund gewesen. Auch wenn es sich dabei um zwei Klamotten handle, sehe er das filmpolitisch und als Produzent positiv und wolle das nicht weiter hinterfragen.
»Entscheidend ist, dass die Bevölkerung dieses Landes gerne in deutsche Filme geht, wenn es welche geboten bekommt. Dies wird auch die Zuversicht der Finanziers stärken, in deutsche Filme zu investieren.«

Artikel vom 06.01.2005