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Zurück zu den Orchesterwurzeln

Zwei Ehemalige geben Konzert mit den Jungen Sinfonikern

Bielefeld (uj). Schickt Lena Eckels ihre tieftraurigen Geigenschluchzer über die Saiten, geht das tief unter die Haut. »Der Stil ist recht virtuos. Wahrscheinlich werden einige Stellen unbequem oder gar unspielbar sein«, hatte Béla Bartók über sein Konzert für Viola und Orchester gesagt.
Doch der Solistin, die gemeinsam mit den Jungen Sinfonikern eines der letzten Werke des Ungarn Bartók interpretiert, ist bei der öffentlichen Generalprobe in der Oetkerhalle keinerlei Anstrengung anzumerken. Es liegt gut acht Jahre zurück, da saß Lena Eckels als junge Bratschistin mit klopfendem Herzen selbst in den Reihen des regionalen Jugendsinfonieorchesters. Eine gute Schule, wie es aussieht. Denn mittlerweile studiert die 22-Jährige nicht nur Bratsche an der Musikhochschule Lübeck, vielmehr kann sie bereits in jungen Jahren auf beachtliche Wettbewerbserfolge und eine rege Konzerttätigkeit zurückblicken. Das Bartók-Konzert hat sie bereits in der Klavierfassung gespielt. »Es ist mir ans Herz gewachsen. Vielleicht auch, weil da schon der Tod in all seinen unterschiedlichen Ausformungen mitschwingt«, erzählt die gebürtige Detmolderin.
Ein wenig mutet die 63. Arbeitsphase der Jungen Sinfoniker wie ein Treffen der Ehemaligen an. Denn mit Eckels ist auch Arne Willimczik zu seinen Orchesterwurzeln zurückgekehrt -Êals Dirigent. Der einstige Klavierschüler von Wolfgang Drees und Trompetenschüler von Philharmoniker Hans-Joachim Knoke sammelte in den Jahren 1983 bis 1985 erste Orchestererfahrungen bei den Jungen Sinfonikern. Dem Dirigierstudium an der Musikhochschule Hamburg folgten Engagements in Bremerhaven, Darmstadt und Kassel. Zur Zeit ist Willimczik (36) frei tätig und voll des Lobes, was den Arbeitseifer der 70 Instrumentalisten und Instrumentalistinnen betrifft: »Die bringen eine frappierende Disziplin auf, die man selbst von einem Profiorchester nicht gewohnt ist.«
Dabei sind in diesem Jahr ungewöhnlich viele junge Leute mit von der Partie. Die jüngste, Sara Maatz, aus Herford ist gerade mal elf Jahre alt und nimmt seit zwei Jahren Klarinettenunterricht. »Manches braucht etwas mehr Zeit, aber die Auffassungsgabe der jungen Leute ist enorm schnell. Fachwissen saugen die regelrecht auf«, sagt Arne Willimczik und lobt die gute Vorarbeit, die von den Dozenten im Vorfeld der intensiven Orchesterprobenphase geleistet wurde.
»Das große Engagement der Dozenten wirkt sich stets positiv auf das Niveau des Orchesters aus«, würdigt auch Dr. Ulrich Junge, Vorsitzender der Jungen Sinfoniker, die Leistungen der Dozenten Ursula Esch und René Henriot (1. und 2. Violinen), Hadmut-Johanna Otto (Violen) Klaus Vietör (Violoncelli), Heiko Herrmann (Kontrabässe), Georg Stimpfle (Holzbläser), Jürgen Haspelmann (Hörner) und Hans-Joachim Knoke (Blechbläser).
In gemeinsamer Arbeit und Absprache hat man wieder ein in sich stimmiges Programm auf die Beine gestellt. Harmonisch reiht sich nicht nur Beethovens ebenfalls um den Tod kreisende Coriolan Ouvertüre ins Programm ein, auch Antonin Dvoráks Sinfonie Nr. 5 fügt sich im böhmisch-folkloristischen Tonfall gut ein, bedenkt man, dass auch Béla Bartók aller Todesahnung zum Trotz seinem Viola-Konzert urtümlich anmutende Folklorismen beifügte. Das Konzert in der Oetkerhalle findet am Sonntag, 16. Januar, um 18 Uhr statt. Es ist zugleich das Gedenkkonzert zum 20. Todestag von Dr. Reinhard Hector, dem Freund und Förderer der Jungen Sinfoniker.

Artikel vom 08.01.2005