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Pause und nach Hause

Trainer Rohwein verordnet Schmitt die zweite Auszeit

Bischofshofen (dpa). Ruhepause im Schwarzwald statt Skisprung-Party im Uppland: Martin Schmitt wird nicht beim Weltcup am Wochenende in Willingen starten und auch beim Skifliegen eine Woche später am Kulm fehlen.

Nach dem Scheitern in der Qualifikation für das abschließende Springen bei der Vierschanzentournee verordnete Bundestrainer Peter Rohwein dem Krisen geschüttelten viermaligen Weltmeister und dessen Team-Kollegen Stephan Hocke eine Auszeit. Das Duo reiste nach Hause und soll frühestens beim Weltcup in Titisee-Neustadt (22./23. Januar) wieder zum Team stoßen.
Am Abend vorher hatten Rohwein und Schmitt im Hotel »Alpendorf« in St. Johann lange die Köpfe zusammen gesteckt. »Wir haben das in Ruhe besprochen und entschieden, dass Martin drei Ruhetage erhält, die er zur Regeneration nutzen soll. Danach steigt er in ein kombiniertes Sprung- und Konditionstraining ein, um sich gezielt auf die Weltmeisterschaften vorzubereiten«, begründete Trainer Rohwein die Maßnahme.
Für Schmitt ist es bereits die zweite Weltcup-Pause in diesem Winter, nachdem er schon Mitte Dezember in Harrachov ausgesetzt und stattdessen ein Trainingslager in Skandinavien absolviert hatte. Die Auszeit nimmt ihm nun zumindest für 14 Tage den öffentlichen Druck, was ganz in seinem Sinne ist. »Für mich ist es derzeit einfacher, mich auf meine Sprünge und die Technik zu konzentrieren, wenn nicht jeder Versuch begutachtet wird und Diskussionen auslöst«, bekannte der 26-Jährige, der nach seinem Aus in der Qualifikation ungewohnt gereizt wirkte.
Das anhaltende Formtief und die damit verbundenen Schlagzeilen haben ihre Spuren hinterlassen und den einstigen Sonnyboy verunsichert: »Es ist nicht immer einfach, alles auszublenden. Natürlich bekomme ich mit, was über mich geschrieben oder geredet wird. Wenn es positiv läuft, bin ich der Held, wenn es negativ läuft der Verlierer. Das tut weh, vor allem, wenn es ins Persönliche geht.«
Für seine Misere verantwortlich macht er ein falsches Sommer- Training. »In der letzten Saison habe ich nicht die Verfassung gehabt, die ich benötigt hätte. Im Sommer habe ich versucht, Kraft und Kondition aufzubauen. Ich war oft müde und habe die Technik vernachlässigt. Dadurch ist das System ein bisschen gestört. Jetzt ist es nicht so einfach, den Fehler abzustellen«, erklärte er.
Obwohl die Zeit bis zur Heim-WM in sechs Wochen in Oberstdorf allmählich knapp wird, rechnet Rohwein weiter mit Schmitt: »Er ist ein Kämpfer.«

Artikel vom 07.01.2005