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Ein Feiertag
für die Damen

Biathlon: Staffel-Sieg in Oberhof

Oberhof (dpa). Das Olympiasieger-Quartett der deutschen Biathletinnen hat die Stimmung in der Oberhofer Arena zum Kochen gebracht. In der Besetzung Uschi Disl (Moosham), Katrin Apel (Frankenhain), Andrea Henkel (Großbreitenbach) und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) lief die deutsche Staffel einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg nach Hause.

Nach 4 x 6 Kilometer hatten sie beim ersten Erfolg des Winters 45 Sekunden Vorsprung vor Russland. Platz drei ging vor 18 000 Zuschauern an Slowenien (+2:16,1 Minuten). Das am Vortag ausgefallene Staffelrennen der Männer gewann am Vormittag überraschend Schweden mit 35,4 Sekunden vor Deutschland mit Daniel Graf (Frankenhain), Ricco Groß (Ruhpolding), Sven Fischer (Oberhof) und Michael Greis (Nesselwang) sowie Russland (+43,3 s).
Die deutschen Frauen imponierten auf schnellen Ski mit starken Läufen und kamen nie in Gefahr, obwohl sie sich beim Schießen 16 »Fahrkarten« leisteten. »Das waren ein paar ärgerliche Fehler zu viel, doch dafür waren heute alle läuferisch sehr stark«, lobte Uwe Müßiggang. »Mit dem Druck hier muss man aber auch erst fertig werden«, nahm der Bundestrainer seine Frauen in Schutz. »Am Berg brüllen dich die Zuschauer regelrecht hoch. Das ist fantastisch«, beschrieb Katrin Apel die »Tour de Oberhof« mit den in Fünferreihen stehenden Fans. »Doch vor der Kulisse zittern dir beim Schießen schon die Knie«, sagte Uschi Disl.
Überraschung das Tages war der schwedische Staffelsieg - der erste seit dem Olympia-Test 1993 in Lillehammer und erst der zweite in der Weltcup-Geschichte. »Das wird dem Biathlon in Schweden einen enormen Auftrieb geben«, meinte »Tre Kronors«-Auswahlchef Wolfgang Pichler.
Der Schwächelnde im deutschen Quartett war diesmal Sven Fischer. Der Lokalmatador stürmte nach makellosem Liegendschießen an die Spitze - und musste nach dem Stehendanschlag zwei Mal in die Strafrunde: »Es kann sein, dass ich mich auf der Strecke übernommen. Da fehlte beim Schießen die letzte Konzentration.«
Zu den Kuriositäten gehörte, dass der routinierte slowenische Startläufer Janez Maric zwei Scheiben von Daniel Graf »abräumte«. Der regelkundige 23-jährige Thüringer zeigte sich beim zweiten Einsatz in einer Weltcupstaffel nur kurz verdutzt, feuerte danach seine fünf Patronen gezielt ab: »Nett, dass ich Unterstützung erhalten habe. Doch ich hätte es gern allein gemacht.«
Nicht alltäglich auch die Disqualifikation der ursprünglich viertplatzierten Norweger, weil Lars Berger den Schießstand mit der Waffe in der Hand verlassen hatte, als er eine Patrone suchte. Er hätte das Gewehr schultern müssen. Einmalig der Este Roland Lessing: Er stürzte vor dem Schießen; dabei zerbrach sein Gewehr. Ohne Schaft traf er alle Scheiben.

Artikel vom 07.01.2005