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Beim Karlsruher SC herrscht Chaos

Hauptsponsor gewinnt Machtkampf: Trainer und Vorstand gehen

Karlsruhe (dpa). Der Hauptsponsor Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat den Machtkampf mit dem Karlsruher SC auf ganzer Linie gewonnen und beim Traditionsclub ein Chaos ausgelöst. Nur sieben Tage nach seiner Verpflichtung wurde Trainer Reinhold Fanz beim abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten beurlaubt.

Doch damit nicht genug: Nur zehn Minuten nach der in einer gemeinsamen Presseerklärung dokumentierten »Verständigung« zog das Präsidium des badischen Traditionsclubs die Konsequenzen und erklärte geschlossen seinen Rücktritt. Aussichtsreichster Kandidat auf die Fanz-Nachfolge ist der Bulgare Krassimir Balakow.
Entschieden trat Vereinspräsident Hubert Raase Spekulationen entgegen, wonach Winfried Schäfer als Sportdirektor beim Tabellenvorletzten installiert werden soll. Raase werde »für seinen Posten bis zur ordentlichen Mitgliederversammlung im September zur Verfügung stehen«, teilte der Verein gestern mit und fügte hinzu: »Die beiden Vize-Präsidenten Michael Steidl und Rainer Schütterle werden ihr bisheriges Amt noch bis zu einer einzuberufenden außerordentlichen Mitgliederversammlung ausüben.«
Hintergrund der Trainerposse ist ein sieben Jahre alter Streit zwischen dem EnBW-Vorstandsvorsitzenden Utz Claassen und Reinhold Fanz. Der 50 Jahre alte Coach, der den entlassenen Lorenz-Günther Köstner ersetzen sollte, hatte dem Oxford-Absolventen während dessen zweimonatiger Präsidentschaft bei Hannover 96 jeglichen Fußball-Verstand abgesprochen, was dieser ihm gerichtlich untersagt hatte.
Bereits kurz nach seiner Vorstellung als neuen KSC-Trainer hatte die bis zum Jahr 2007 mit 800 000 jährlich im Verein engagierte EnBW Fanz öffentlich »das sportliche und persönliche Format« abgesprochen, den KSC »nach vorne oder gar in die erste Liga zu bringen« und mit der Einstellung ihrer Unterstützung gedroht. Claasen selbst hatte die Verpflichtung als »Provokation des Vereins« und Affront gegen sich gewertet.
Das Training beim Tabellenvorletzten, der gestern sein Vorbereitungslager in Belek (Türkei) bezogen hat, wird soll zunächst Co-Trainer Ede Becker übernehmen.

Artikel vom 06.01.2005