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»Dankeschön, dass es so viel Hilfe gibt«

Familie Hedtke: Nach dem Wohnungsbrand jetzt ein Übergangsquartier bei der AWO


Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Reinhard Hedtke schämt sich seiner Tränen nicht. Das Dankeschön des 61-Jährigen kommt von Herzen, wenn er von den vielen Bielefeldern spricht, die ihm und seiner Familie mit Hilfsangeboten Mut gemacht haben, die Zukunft gemeinsam anzugehen: »Wir kehren in die Wohnung an die Bleichstraße zurück.«
Die Dreizimmer-Wohnung der Familie war am Tag vor Weihnachten komplett ausgebrannt, als der Sohn der Familie im Kerzenschein das Christkind suchte. Ein WESTFALEN-BLATT-Aufruf löste spontan große Hilfsbereitschaft aus. Seither leben Reinhard, Michaela und Sohn Benjamin (7) im AWO-Seniorenzentrum in Baumheide. »Es war für uns selbstverständlich, hier zu helfen«, betont Hausleiter Josef Wehrfritz (50). Bereits am Tag des Brandes hatte die AWO ihrer Küchenfachkraft durch Küchenchef Peter Strate zugesichert, in einem Gästezimmer in Baumheide unterzukommen, wo sie täglich für die 105 Bewohner im Einsatz ist. Inzwischen, so Wehrfritz, liege die Genehmigung des Vorstandes vor, die Hedtkes bis zur Rückkehr in die Wohnung kostenlos zu beherbergen.
Kleiderspenden von WB-Lesern sowie ein Einkaufsgutschein von Karstadt-Bielefeld hatten bereits Weihnachten für Hilfe gesorgt. Jetzt haben AWO und gemeinnützige GAB vereinbart, dass sich die Hedtkes Möbel für Schlaf- und Wohnzimmer aussuchen können.
Im AWO-Haus haben die Hedtkes neben zwei Zimmern sogar eine eigene kleine Küche, können sich selbst versorgen. Von Montag an geht Benjamin wieder in seine Schule an der Petristraße. »Wir sind in ein großes Netzwerk gefallen, das ist unser ganzes Glück«, gesteht Reinhard Hedtke, der seinen Koch-Beruf nach einer schweren Erkrankung hatte aufgeben müssen. Freunde und Nachbarn wie die Familie Hangül, Monika Fischer und Tina Wunder oder Uta Olderdißen von der Stadt Bielefeld, unterstreicht Hedtke: »haben uns unglaublich geholfen, als wir Heiligabend vor dem Nichts standen.« Sogar die benachbarte Petrikirchengemeinde hat sich der sympathischen Familie angenommen. Michaela Hedtke: »Schön, dass es noch solche Hilfe gibt.«

Artikel vom 05.01.2005