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Kanzler:
Chance auf
Versöhnung

Merkel stimmt zu

Von Gerd Reuter
Berlin (dpa). Für drei Minuten hat die Politik in Deutschland inne gehalten. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer standen gestern um 12 Uhr gemeinsam im gläsernen Büro des Regierungschefs und blickten in stillem Gedenken an die Flutopfer auf den Reichstag mit den auf Halbmast gesetzten Fahnen.

Kurz zuvor hatte das Kabinett die Aufstockung der deutschen Hilfe auf 500 Millionen Euro beschlossen. Diese Summe nannte der Kanzler eine Notwendigkeit.
Am Tag 11 nach der Katastrophe bestimmte nicht parteipolitisches Gezänk die Szene. Unmittelbar nach dem Ende des Auftritts von Kanzler und Vizekanzler vor der Bundespressekonferenz in Berlin kündigte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel die »konstruktive Unterstützung« für entsprechende Etat-Maßnahmen an. Deutschland werde mit der angekündigten Hilfe seiner internationalen Verantwortung gerecht, bestärkte die Oppositionsführerin die Regierung.
Ein großer Teil der deutschen Hilfe wird nach Sri Lanka und nach Indonesien gehen - vor allem in den Norden Sumatras. In der von den Beben schwer gezeichneten Provinz Aceh bekämpfen sich seit Jahren Rebellen und Regierungssoldaten. Auch im Norden von Sri Lanka liefern sich aufständische Tamilen und die reguläre Armee seit langer Zeit Gefechte. Schröder und Fischer zeichneten eine Vision: Aus der weltweiten Solidarität und dem Desaster möge sich eine Chance zur »nationalen Versöhnung« auftun. Die Katastrophe müsse genutzt werden, um in Sri Lanka und Indonesien »aus der Konfrontation herauszukommen«.

Artikel vom 06.01.2005