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»Willi« stellt sich
härtestem Kampf

Kothny hilft beim Aufbau in Thailand

Phuket (dpa). Auf der Planche hat Wiradech »Willi« Kothny so manch wichtiges Gefecht für sich entschieden, jetzt bestreitet der Säbelspezialist seinen härtesten Kampf.
Setzt seine Energie jetzt für einen guten Zweck ein: Säbelfechter Wiradech »Willi« Kothny.

Der Olympia-Dritte von Sydney, der im Alter von drei Jahren von einem Deutschen adoptiert wurde und inzwischen wieder in Thailand lebt, leistet in seiner von der Flutwelle betroffenen Heimat Aufbauarbeit. »Ich musste erst einmal mit den Gefühlen fertig werden«, sagte der 25-Jährige.
Kothny hat den Verein »Willi hilft« gegründet. Auf dem von ihm eingerichteten Spendenkonto, das vom Internationalen und Deutschen Fechter-Bund unterstützt wird, sind mittlerweile über 91 000 Euro eingegangen - darunter mehr als 50 000 aus seiner zweiten Heimat Koblenz. Auf seiner Homepage (www.kothny.de), die von seinem Vater Erik gepflegt wird, finden sich auch Fotos von verletzten europäischen Kindern, die in dem Krisengebiet in Krankenhäusern liegen und Angehörige suchen.
Kothny war unmittelbar nach der Katastrophe nach Phuket geflogen und hatte zusammen mit einem Botschaftsangehörigen in Hospitälern nach deutschen Verwundeten und Toten gesucht und Heimflüge organisiert. »Das hat ihn natürlich sehr mitgenommen. Am Anfang rief Willi oft an und wir haben eine Art familiär-psychologischen Dienst eingerichtet«, berichtete sein Vater.
Danach schloss sich Kothny dem Ärzte- und Suchhundeteam ISAR an, half auch als Dolmetscher. Inzwischen organisiert er den Wiederaufbau des Fischerdorfes Bahn Bang Sak, sieben Kilometer vom Ferienort Khao Lak entfernt. Von den 1600 Einwohnern starben 62. Etwa 100 Häuser wurden zerstört.
Da Kothny nach Zerwürfnissen mit dem Deutschen Fechter-Bund (DFeB) seit 2003 wieder für Thailand antritt, hat er einen guten Draht zum dortigen Verbandspräsidenten: General Chaisit Sinawatra ist gleichzeitig oberster Militär im Land und hat auch nach Bahn Bang Sak Soldaten geschickt. Kothny will die Dorfbewohner ihre Häuser selbst aufbauen lassen - für einen Tageslohn von umgerechnet drei Euro. So können Betroffene ihre Familien ernähren. Ein Architekt hat die Planung für die 1500 Euro teuren Häuser erstellt. Kothny glaubt, dass die erforderlichen 150 000 Euro bald zusammen sind. Sein Studium der Kommunikationswissenschaften hat der Fechter unterbrochen.
Der Europameister von 1999 und Bronzemedaillen-Gewinner im Einzel und mit der Mannschaft von Sydney will nächste Woche für ein paar Tage zurück nach Bangkok zu seiner Frau Pim. Dort wird Kothny auch bei den Universitätsspielen auf die Planche gehen -und vielleicht für ein paar Stunden die Bilder von den Toten und Verletzten aus dem Kopf verbannen können.

Artikel vom 08.01.2005