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Karneval trotz Flut

Närrisch sein ist erlaubt


Rosenmontagsumzüge und Prunksitzungen abzusagen, wäre falsch verstandene Solidarität mit den Flutopfern in Südostasien. Deshalb ist die Entscheidung des Bundes Deutscher Karneval, am Programm festzuhalten, richtig. Gerade weil den Menschen angesichts der Bilder aus den überschwemmten Gebieten das Lachen vergangen ist, erfüllt der Karneval diesmal eine besonders wichtige Funktion.
Die fünfte Jahreszeit lenkt ab, verschafft eine Ruhepause und macht deutlich, dass bei allem Leid in der Welt das Leben trotzdem kein Jammertal sein muss. Die Seele braucht Rückzugsräume frei von Ängsten, Sorgen und grüblerischen Gedanken, betonen Psychologen. Genau diesen Rückzugsraum bietet der Karneval.
Geradezu vorbildlich verhält sich der Karnevalsverein Eintracht von 1832 Delbrück. Weder ignoriert er die Flutkatastrophe noch schießt er übers Ziel hinaus und sagt die Session ab. Ein Verzicht auf Sitzungen und Umzüge würde den Flutopfern kein bisschen helfen. Die Spendensammlungen dagegen greifen ihnen unter die Arme. Vereine wie der in Delbrück unterstützen die Hinterbliebenen und bestehen zugleich zu Recht darauf, dass Karneval nicht immer wieder in Frage gestellt wird, wenn irgendwo etwas Schlimmes passiert ist. Dietmar Kemper

Artikel vom 06.01.2005