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»Drogenpate« entpuppte
sich als kleiner Mitläufer

Gadderbaumer wegen Rauschgifthandels vor Gericht

Gadderbaum (hz). Er soll jahrelang mit Haschisch und Marihuana im Wert von 1,5 Millionen Euro gehandelt haben - doch die Anklage gegen den mutmaßlichen »Drogenpaten« von Bielefeld stürzte gestern vor dem Landgericht zusammen wie ein Kartenhaus. Der Gadderbaumer Marc S. (37) entpuppte sich als kleiner Mitläufer im großen Rauschgiftgeschäft.

Zwischen März 2001 und April vergangenen Jahres, so hatte es die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vorgeworfen, soll er alle vier bis sechs Wochen jeweils etwa zehn Kilo Haschisch und um die 2,5 Kilo Marihuana entgegengenommen haben. Nach den Ermittlungen der Kripo, so hieß es gestern vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichtes weiter, soll Kfz-Mechaniker Marc S. insgesamt 24 Mal von einer Drogenkurierin aus Iserlohn beliefert worden sein. Das aus Holland geschmuggelte Rauschgift hätte einen Schwarzmarktwert von knapp 1,5 Millionen Euro gehabt.
Staatsanwaltschaft und Polizei haben mit ihren Vorwürfen wohl etwas zu hoch gegriffen. Marc S. räumte ein, in Drogengeschäfte verwickelt gewesen zu sein. Doch nicht 24 Mal, sondern nur zehn bis elf Mal sei er von der Kurierin beliefert worden. Allerdings seien Haschisch und Marihuana nicht für ihn bestimmt gewesen. Er habe für einen Botenlohn von je 250 Euro und für Rauschgift zum Eigenkonsum die illegale Ware an einen Hintermann weiter gereicht. Wer das ist, das wollte der am 20. Juli vergangenen Jahres festgenommene und seitdem in Untersuchungshaft sitzende 37-Jährige jedoch nicht verraten.
Doch deckten sich die Angaben des Gadderbaumers mit der Zeugenaussage der Kurierin. Die 38-Jährige, die bei den Schmuggelfahrten ihren Sohn (3) mitgenommen hatte, um sich als Mutter mit Kind zu tarnen, widersprach vor Gericht energisch, 24 Mal nach Bielefeld geliefert zu haben. Selbst ein Drogenfahnder der Kripo entlastete gestern den Angeklagten: Marc S. sei in der Bielefelder Rauschgiftszene nicht als Dealer aufgefallen.
Staatsanwalt Martin Temmen forderte drei Jahre und neun Monate Haft für den Gadderbaumer. Dessen Verteidiger Ulrich Kraft sah eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren für ausreichend an. - Das Urteil soll morgen fallen.

Artikel vom 05.01.2005