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Die Machtlosigkeit der Macht

Martina Gedeck, Manfred Zapatka und Axel Milberg im Polit-Drama

ARD, 20.15 Uhr: Ein Bundeskanzler in der Sinnkrise, eine Wissenschaftlerin als Beraterin, ein Regierungssprecher mit Vergangenheit und ein zwielichtiger Kanzleramtschef. Das sind die Zutaten des Politdramas »Spiele der Macht - 11011 Berlin«.
Manfred Zapatka spielt den Bundeskanzler.

Martina Gedeck als Politologin Sara Kardow liest dem Bundeskanzler (Manfred Zapatka) in einer Fernseh-Talkshow die Leviten über Moral in der Politik. Sie beeindruckt den Regierungschef so nachdrücklich, dass er sich um ihre Mitarbeit im Kanzleramt bemüht. Doch bevor es dazu kommt, ist der Kanzler plötzlich spurlos verschwunden, nachdem ein Aktionskünstler mit Kanzlermaske sich in seiner Gegenwart angezündet hat.
Der Vorfall hat den Politiker tief getroffen, denn er erinnert ihn an den Tod seiner Frau, die bei einem Autounfall verbrannte. Er zieht sich in ein Landhaus an der Ostsee zurück, lässt Sara einfliegen und führt mit ihr Gespräche über Sinn und Bedeutung der Politik. Dabei geht ihm viel Grundsätzliches über die Lippen. Sara macht ihre Zusage, als Beraterin ins Kanzleramt zu kommen, von Offenheit und Ehrlichkeit des Chefs abhängig, auch zu illegalen Parteispenden.
Drehbuchautor Rainer Berg (»Großstadtrevier«, »Tatort«, »Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker«) und Regisseur Markus Imboden lassen ihren Kanzler wenig Alltägliches sagen, dafür umso mehr inhaltsschwere Sätze: »Nur aus einer Position der Stärke heraus sind starke Entscheidungen möglich.« - »Sie wissen ja, wie das mit der Moral ist. Sie beruhigt außerordentlich, aber leben kann man davon nicht.« - »Am Ende bleibt ein lähmendes Gefühl der Machtlosigkeit im Zentrum der Macht.«
So entwickelt sich die Handlung fort zu jenem Punkt, an dem Saras Ex-Freund, Regierungssprecher Stefan Kronsberg (Axel Milberg), ihr vertrauliche Aufzeichnungen aus dem Nachlass eines mächtigen Politikers zusteckt. Sie enthalten den Beweis dafür, dass Schwarzgelder in Parteikassen geflossen sind. Sara konfrontiert den Kanzler mit den Notizen, und der überlässt ihr die Entscheidung, was mit ihnen geschehen soll. Damit stehen nun beide vor der Wahl: Sara hat zu entscheiden, ob sie die Papiere veröffentlicht, vernichtet, versteckt oder dem Bundestagspräsidenten zur Kenntnis gibt. Und der Kanzler muss sich fragen, ob er einen Kanzleramtschef halten will, der nachweislich mit Schwarzgeldern zu tun hatte.
Zapatka ist innerhalb eines guten halben Jahres der zweite TV- Kanzler. Bereits im Juni hatte die ARD die Komödie »Küss mich, Kanzler« mit Robert Atzorn als Regierungschef ausgestrahlt. Anfang März folgt Klaus J. Behrendt als Bundeskanzler in der zwölfteiligen ZDF-Serie »Kanzleramt«.

Artikel vom 05.01.2005