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Ein Herz für
Lateinamerika
Studentin aus Bielefeld fotografiert und hilft Menschen
Um Blende und Verschlusszeit, um Brennweite und Filmempfindlichkeit, um Schärfe und Unschärfe kümmert sie sich eigentlich nicht so besonders. Was zählt, das sind Auge und Gefühl für den richtigen Moment: Janika Herz aus Bielefeld hat fast ein Jahr in Mittel- und Südamerika verbracht und ihre Eindrücke in faszinierenden Fotos eingefangen.
Die 21-Jährige ist keine gelernte Fotografin, denn »das Wissen um den technischen Hintergrund könnte mich beim Gestalten einschränken«, meint Janika Herz. Und genau diese Unvoreingenommenheit und Spontaneität machen ihre Bilder im Reportage-Stil so sehenswert.
Doch Janika hat ihre Fotos nicht nur für das private Album geschossen: Mit einer Ausstellung im Rahmen einer Benefizveranstaltung Ende November hat die junge Studentin der Fernuniversität Hagen mehr als 1600 Euro für ein Aufbau-Projekt in Guatemala an Spenden gesammelt. Respekt!
Eine im wahrsten Wortsinne gut »behütete« alte Frau auf dem Markt einer Stadt in Peru verkauft Gewürze, einheimische Kinder am Strand von Livingston schauen sehnsuchtsvoll hinaus aufs weite Meer, Mädchen und Frauen in traditionellen, farbenprächtigen Maya-Kleidern tanzen auf einem Volksfest - mit ihrer Nikon hat Janika Herz Bilder voller Leben, Licht, Schatten, Geist und Bewegung auf diesem pulsierenden Kontinent eingefangen. Entstanden sind dabei Fotografien, die zwar unter handwerklichem Gesichtspunkt Mängel wie Verwacklung oder Unschärfe aufweisen, doch gerade dies macht den künstlerischen Reiz aus.
Janika Herz fotografiert schon seit gut fünf Jahren - mit gerade mal 13 Jahren erwachte ihr Interesse an der Kamera. Wohl nicht ganz unvorbelastet: Ihre Mutter studierte Fotodesign an der Bielefelder Fachhochschule. »Die Kamera hat daher schon immer eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt, ich betrachte die Welt gerne durch das Objektiv«, berichtet Janika, die noch nicht so ganz genau weiß, was sie aus ihrem Talent machen soll. Später einmal Geld damit zu verdienen, das schließt sie (noch) kategorisch aus: »Unter Erfolgs- und Zeitdruck zu fotografieren, das würde mich bestimmt kreativ blockieren.«
Mindestens genauso wichtig wie die Fotografie ist für die Bielefelderin der Aufenthalt in Lateinamerika gewesen. »Ich wollte nach dem Abitur unbedingt Entwicklungshilfe leisten und informierte mich über verschiedene Organisationen in aller Welt«, erzählt die Hobbyfotografin. Parallel zum Abitur jobbte Janika in der Gastronomie, um so das Geld für die weite und lange Reise zusammenzubekommen.
Mexiko, Peru und Guatemala lernte Janika Herz ganz auf sich allein gestellt in elf Monaten kennen, sie traf im Rahmen eines Häuserbau-Projekts Familien in abgelegenen Dschungelregionen, genoss die Gastfreundschaft jener Menschen und sah auch unbeschreibliche Armut. All diese Eindrücke bannte sie auf Zelluloid, die emotionale Verarbeitung des Gesehenen indes dauert noch an.
Janika Herz beeindruckt nicht nur durch ihr fotografisches Können, sondern auch deshalb, weil sie mit ihren 21 Jahren anderen Menschen hilft. Ihr großes Engagement verdient Beachtung und Unterstützung.
Auch wenn vor dem Hintergrund der verheerenden Flutkatastrophe in Südostasien alle andere Not kleiner oder weniger schlimm zu sein scheint, hofft Janika Herz auf Unterstützung ihres Projekts zum Aufbau einer Schule in Guatemala.
Die bislang gesammelten Spenden von etwa 1600 Euro will Janika bei einer Reise nach Guatemala an die Organisatoren übergeben, ferner verkauft sie auch ihre Aufnahmen für den guten Zweck. Für Interessierte hält die Bielefelderin Infomappen bereit. Derzeit sucht Janika nach weiteren Präsentationsmöglichkeiten für ihre gut 70 Fotos umfassende Ausstellung.
Erreichbar ist Janika Herz unter der E-Mail-Adresse janika.herz@gmx.de. Carsten Borgmeier

Artikel vom 05.03.2005