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Polizei stoppt Reisende

Gravierende Servicemängel bei der Deutschen Bahn

Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn/Berlin (WB). Die neue Schlichtungsstelle Mobilität schätzt, dass es in diesem Jahr mindestens 8000 Beschwerden von Reisenden über mangelhafte Leistungen von Verkehrsunternehmen im Fernverkehr gibt.

Die meisten Fälle würden die Deutsche Bahn (DB) betreffen, sagte die juristische Leiterin der Schlichtungsstelle, Birgit Zandke-Schaffhäuser (32), dieser Zeitung. Die Stelle (sechs Beschäftigte) wurde am 1. Dezember in Berlin eingerichtet und wird vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) betrieben.
Die FDP hat bereits die mangelnde Neutralität der Stelle beklagt, da der VCD Zuwendungen von der Bahn bekomme, für die es keine Leistungen gebe. Ferner habe es keine Ausschreibung gegeben. Tanja Thiele, Sprecherin von Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) bestätigte, dass der VCD von der Bahn kostenlos drei Jahresnetzkarten im Wert von 20 000 Euro erhalte. Gudrun Kopp, verbraucherpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion aus dem lippischen Lage: »Da gibt es noch erheblichen Klärungsbedarf.« Das Ministerium finanziert die Schlichtungsstelle in den nächsten drei Jahren mit 1,3 Millionen Euro.
In den ersten vier Wochen habe es 220 Beschwerden von Fernreisenden gegeben, sagte Zandke-Schaffhäuser. 85 Prozent davon hätten die Bahn betroffen. Fast 50 Prozent der Beschwerden seien aber zurückgewiesen worden, da sich die Reisenden nur im Recht wähnten. Bisher habe es Beschwerden im Bahn- und Flugverkehr gegeben. Es würden aber Probleme im Bus- und Schiffsverkehr behandelt.
Bei Streitfällen mit Fluggesellschaften gehe es in erster Linie um Gepäckschäden und eine verspätete Gepäckbeförderung. Bei der Bahn gebe es die drei Hauptkomplexe erhebliche Servicemängel, Umtauschbedingungen bei gebuchten Fahrten, die unklar beschrieben seien, sowie die Kündigung der Bahncard die sich automatisch verlängere, da sie nur noch im Abo zu erhalten sei.
In einem gravierenden Servicefall habe der Zugbegleiter in einem Intercity auf der Strecke Mannheim - Paderborn drei Fahrgäste aufgefordert, den Zug zu verlassen, da sie lediglich keine Reservierung für ihre Fahrräder vorweisen konnten. Da sich die Reisenden der Aufforderung widersetzten, sei der Bundesgrenzschutz gerufen worden, der die Fahrgäste aus dem Zug entfernt habe. Eine deutliche Überreaktion des Zugbegleiters, die noch in der Schlichtung sei, sagte die Leiterin der Schlichtungsstelle.
www.schlichtungsstelle-mobilitaet.org

Artikel vom 05.01.2005