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Leitartikel
Die Finanzen einst und jetzt

Erhardt und Erhard - das waren Zeiten!


Von Rolf Dressler
Realsatire und Lebensweisheit liegen immer wieder sehr nahe beieinander. Ja, nicht selten sind sie sich sogar verblüffend ähnlich.
So manche Zeitgenossen, die nachgeborenen zumal, verwechseln in schöner Unschuld zum Beispiel auch schon 'mal Ludwig Erhard, den Architekten der Freien und Sozialen Marktwirtschaft und genialen Vater des Nachkriegswirtschaftswunders, mit Heinz Erhardt, dem großartig geistreichen und humorigen Kleinkünstler, der abermillionen Menschen Freude und Frohsein bereitete - unvergessliches Erkennungszeichen: »Noch'n Gedicht...!«
Erhard (mit »d«) und Erhardt (mit »dt«) waren Weggefährten zu ihrer Zeit, ein jeder auf seine Weise und auf seinem ureigenen Feld, prägend und unverwechselbar. Die Zeitläufte fügten es so.
Doch was ist in Politik und Po- litikern wirklich geblieben von dem Grundwerteverständnis jenes famosen Denkmotors Ludwig Erhard, der das geschlagene und gedemütigte Deutschland zurückführte zu Geltung und Achtung der Völkergemeinschaft, die Siegermächte eingeschlossen?
Der eigentliche tiefe Sinn der Sozialen Marktwirtschaft »liegt darin, das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit dem des sozialen Ausgleichs und der sittlichen Verantwortung jedes Einzelnen dem Ganzen gegenüber zu verbinden«. Aus dieser Ur-Überzeugung schöpfte der gebürtige Franke. Damit begeisterte er das deutsche Volk und weckte in ihm den Wil- len, das Schicksal aus eigener Kraft zum Besseren zu wenden.
Mehr noch als der Name Ludwig Erhard dürfte der des legendären CSU-Finanzministers im Kabinett des Bundeskanzlers Konrad Adenauer, Fritz Schäffer, den meisten Heutigen, sofern sie ihn überhaupt je gehört haben, wie ein Fossil aus einer versunkenen Epoche erscheinen. Unter Schäffers umsichtiger Amtsführung aber erwirtschaftete Vater Staat sogar Haushaltsüberschüsse!
Knapp fünfzig Jahre später hingegen das rot-grüne Wetterleuchten: Der Staatsschuldenberg wächst fast ungebremst; in seiner Not drängt Hans Eichel, der aktuelle Staatskassenwart und »Tafelsilber«-Verkäufer, die Deutsche Bundesbank sogar dazu, den 3446 Tonnen schweren Goldschatz zumindest in Teilen zu veräußern, nur um kurzatmig Etatlöcher zu stopfen (Eichels umwerfende Begründung: »Schlummerndes Gold bringt keine Zinsen«); und fast zeitgleich steuert die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf die 5-Millionen-Marke zu, mehr als 900 000 davon allein im gleichfalls rot-grün regierten und rekordverschuldeten Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Zur Erinnerung: Der überaus er- folgreiche Finanzminister Fritz Schäffer wurde 1957 von üblen Intrigranten entmachtet, schmählich aus dem Amt befördert - und das auch noch unter dem peinlich einmütigen Beifall von Presse, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Damals nahm die Schuldenmacherei schleichend ihren Anfang - trotz Vollbeschäftigung, groteskerweise.
Erhard und Erhardt, das waren noch Zeiten.

Artikel vom 05.01.2005