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Luftgeschäft bei
Internetauktion

Käufer zahlte - Ware kam nie an


Bielefeld (hz). »Drei, zwei, eins - meins!« Dieser Werbespruch eines bekannten Internet-Auktionshauses trifft nicht immer zu. Neben zehntausenden seriösen Anbietern nutzen Betrüger gerne die Anonymität im weltweiten Computernetz. Angepriesene Ware gibt es überhaupt nicht, gutgläubige Käufer zahlen im Voraus für hochwertige Artikel zu angeblichen »Schnäppchenpreisen« - und warten dann vergeblich auf Lieferung.
So hat ein Käufer aus München ein Navigationssystem, das er am 4. März vergangenen Jahres von einem 26-jährigen Brackweder für 611,59 Euro ersteigerte, nie erhalten. Um sich zu tarnen, hatte der »Verkäufer« im Internet unter falschem Namen agiert. Doch über seine Kontoverbindung war ihm die Kripo auf die Spur gekommen.
Beim gestrigen Strafprozess vor dem Amtsgericht war sich der Angeklagte - bereits polizeibekannt wegen mehrfacher vorangegangener Auktionsbetrügereien im Internet - keiner Schuld bewusst. Dass das Paket mit dem Navigationssystem nie ankam, sei entweder ein Fehler der Post, oder der Käufer aus München wolle doppelt kassieren, indem er einfach behaupte, die Ware nicht erhalten zu haben, sagte der Brackweder.
Dieser fadenscheinigen Argumentation wollte Amtsrichter Wolfgang Heimann nicht folgen. Außerdem konnte der 26-Jährige noch nicht einmal den Beleg vom Postdienstleister DHL vorlegen, mit dem die Entgegennahme des Paketes quittiert wird. Den habe seine kleine Tochter wohl beim Spielen zerrissen, vermutete der zweifache Vater aus Brackwede.
Fazit: Der Angeklagte, der beim Prozess mit ansteigendem Geschrei seine Unschuld zu beweisen versuchte, zog schließlich seinen Einspruch gegen einen von der Staatsanwaltschaft beantragten Strafbefehl zurück und akzeptierte die ihm auferlegten 800 Euro wegen Betruges. Zuvor hatte ihm Richter Heimann unmissverständlich die Folgen seines Leugnens klar gemacht: Die Kosten für eine aufwändige Beweisaufnahme unter anderem mit Ladung des Käufers aus München würden die zu erwartende Geldstrafe für den 26-Jährigen weit übersteigen.

Artikel vom 06.01.2005