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Zählappell für
Bären, Esel,
Mäuse & Co.

Auch in Olderdissen ist Inventur

Von Burgit Hörttrich und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB).Fridolin kam am 5. Dezember zur Welt, Halbbruder Florian eine Woche später. Genau wie Susi, das Tarpan-Märchen, das am 22. Dezember geboren wurde, tauchen die beiden jungen Esel zum ersten Mal in der Jahresendabrechnung des Tierparks Olderdissen auf.

Es ist überall die Zeit der Inventur: In Olderdissen werden dabei die Bären Alma und Max genau so erfasst wie die Ziegen - die Population wuchs in den vergangenen Tagen ebenfalls um gleich zwei Zwillingspärchen - oder die Mäuse. »Dort gibt es allerdings nur eine grobe Schätzung«, räumt Hartmut Stiller ein, der von Mittwoch an mit seinen Kollegen die rund 450 Tiere in 100 Arten für die Statistik erfasst.
Während sich Wölfe, Bären, Tarpane und Vielfraße problemlos zählen lassen, muss zum Beispiel für das Wassergeflügel das Fernglas zu Hilfe genommen werden. »Natürlich wissen wir, wieviele Tiere in den Gehegen leben - zum Stichtag werden die Zahlen aber exakt erfasst«, erklärt Stiller. Nicht zuletzt für die städtische Kämmerei, die den Wert von Wisent, Gemse & Co. als Vermögenswert aufführt. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei 100 500 Euro.
In Olderdissen werden genaue »tierische« Personalakten geführt. In dieser Tierkartei sind Geburtsdatum, Abstammung, Paarung, besondere Merkmale, Krankheiten und Behandlungsmethoden und mehr erfasst. Tierparkleiter Volker Brekenkamp: »Diese Angaben sind Voraussetzung für den Informationsaustausch bei Zuchtgemeinschaften, für wissenschaftliche Auswertungen und die Weitergabe von Tieren an andere Zoos.« Dank der umfangreichen Datensammlung, im PC abrufbar, werde eine Inventur im üblichen Sinne überflüssig. Deshalb werden die Tiere in Olderdissen auch nicht vermessen und gewogen. Brekenkamp: »Viel zu viel Stress für Vögel und Vierbeiner. Das passiert nur, wenn die Tiere ohnehin ärztlich behandelt werden müssen.«
Die Tierparkmitarbeiter können Florian und Fridolin auseinander halten, sie kennen das älteste Tier in Olderdissen, einen knapp 30 Jahre alten Schwarzstorch, die Wildkatzen, die Tarpane . . . aber manchmal ist es selbst ihnen nicht möglich, die Tiere voneinander zu unterscheiden. Solche Tiere werden speziell gekennzeichnet: Vögel mit Fußringen, besonders diebstahlgefährdete Tiere mit einem Mikrochip, der unter die Haut verpflanzt wird und eine individuelle Erkennungsnummer enthält.
Der Tierpark ist stolz darauf, eine lückenlose Kartei zu führen. Einziger Unsicherheitsfaktor sind die Kleintiere. Hartmut Stiller mag sich nicht festlegen, wieviele Meerschweinchen in Olderdissen leben, wieviele Eichhörnchen oder eben wieviele Mäuse: »Bei denen ändern sich die Populationen so schnell, da kann man schon mal den Überblick verlieren.«
Florian und Fridolin werden wohl nicht auf Dauer in Olderdissen bleiben - sie werden verkauft oder gegen ein anderes Tier aus einem anderen Tierpark getauscht. Stiller: »Sieben Esel im Gehege, das wird zu eng. Und wenn Florian und Fridolin erwachsen sind, vertragen sie sich natürlich auch nicht mehr.«

Artikel vom 04.01.2005