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Leben ohne Skandale

Günther Jauch und Steffi Graf beliebteste Deutsche

Hamburg (dpa). Der Fernsehmoderator und Millionärsmacher Günther Jauch (48) ist nach einer Umfrage der beliebteste Deutsche. Ihm folgt in der Liste, die »Frau im Spiegel« gestern veröffentlichte, die Ex-Tennisspielerin Steffi Graf (35). Iris Berben kommt bei den Deutschen gut an.

Auf Rang drei hinter der Unternehmerin und Frau von US-Tennisstar Andre Agassi steht mit »Wetten, dass... «-Moderator Thomas Gottschalk (54) wieder eine Fernsehgröße. Hinter ihm liegen der Ex-Fußball-Bundestrainer Rudi Völler (44) und die Schauspielerin Iris Berben (54).
Kanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde nach Angaben des Blattes nicht unter die Top 100 der beliebten Deutschen gewählt.
»Die meisten Menschen auf den vorderen Plätzen haben nicht nur lange Zeit eine Rolle in Deutschland gespielt, sondern werden auch dafür gekürt, dass sie ein skandalfreies Leben führen und anscheinend auch ein intaktes Familienleben besitzen«, interpretierte »Frau im Spiegel«-Chefredakteurin und einstige WESTFALEN-BLATT-Redakteurin Karin Schlautmann die Resultate. Für die Rangliste hatte das Markforschungsinstitut Ipsos im Auftrag des Blattes mehr als 2100 Menschen befragt.
»Die Menschen fragen in härter werdenden Zeiten stärker danach, welche Leistungen Prominente bringen und welchen Nutzen die Gesellschaft aus ihrer Arbeit ziehen kann«, meinte der Kommunikationswissenschaftler und Autor Ulrich F. Schneider. Die Beliebtheit von kurzfristigen Stars aus TV-Sendungen wie »Deutschland sucht den Superstar« sei aktuell im Sinken.
Zwei andere Faktoren hätten die Liste ebenfalls geprägt: »Erstens schafft Medienpräsenz Prominenz. Und zweitens spielt der Unterhaltungsfaktor eine Rolle. Beliebt ist, wer gut unterhält«, sagte Schneider. Vier der Top-10 sind TV-Unterhalter, außer Jauch (»Wer wird Millionär«, nächste Sendung am 14. Januar, 20.15 Uhr bei RTL) und Gottschalk auch Sat.1-Moderator Kai Pflaume (37/Platz 6) und sein ARD-Kollege Jörg Pilawa (39/Platz 9). »Iris Berben hat es sicherlich auch wegen ihres sozialen Engagements so weit nach vorne gebracht, auf Platz 5 der Gesamtliste«, urteilt Schlautmann. Allen Klischees von der Kulturnation zum Trotz fehlen Schriftsteller, Kinoregisseure und Musiker ganz unter den ersten zehn. Auch aktive Politiker schafften es nicht in die Top-10-Ränge. Von den Wirtschaftsführern kam keiner unter die Top 100.
Dass die Deutschen Lebensleistung und gelungenes Familienleben hoch schätzen, sieht Schlautmann durch mehrere Aspekte belegt. »Sonst wäre Rudi Völler nicht auf Platz 4 und Henry Maske, obwohl er schon lange nicht mehr boxt, nicht auf Platz 16«, sagte sie. »Boris Becker ist wohl auch vor diesem Hintergrund weit abgeschlagen auf Platz 92.«

Artikel vom 04.01.2005