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Schon besser: Dieser Junge isst ein Vollkornbrötchen mit leichtem Aufschnitt.

Nicht aufessen!

Jeder dritte Jugendliche in Deutschland ist zu dick

Von Birgit Malchow
Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche in Deutschland zu dick. Tendenz stark steigend. In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder mehr als verdoppelt.

Die Ursachen sind vielfältig: genetische Veranlagungen, Lebens- und vor allem Essgewohnheiten der Eltern und Kinder, viel zu wenig Bewegung und auch seelische Nöte, zum Beispiel bei einer Trennung von Vater und Mutter oder bei zu hohem Leistungsdruck. Die Erziehung zu einem gesunden Essverhalten beginnt schon in der frühen Kindheit. Kinder die immer gelobt werden, wenn sie »schön aufgegessen« haben, verlernen, auf ihr Sättigungsgefühl zu achten. Besser wäre es, wenn Eltern oder Großeltern einfach den natürlichen Instinkten der Kinder vertrauen und akzeptieren, wenn noch etwas auf dem Teller bleibt. Natürlich sollte das Hungergefühl nicht schon vor den Mahlzeiten mit Süßigkeiten »vernascht« werden. Dagegen können Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettarme Milcherzeugnisse immer für den kleinen Hunger zwischendurch bereit stehen. Denn auch Geschmacksvorlieben entwickeln sich in der frühen Kindheit. Und die sind ganz entscheidend davon abhängig, wie oft bestimmte Lebensmittel in der Familie angeboten werden. »Fernsehen ist die liebste und längste Freizeitbeschäftigung von Kindern in Deutschland«, sagt Prof. Joerg Diehl vom Fachbereich Psychologie der Universität Gießen. Die gesundheitlichen Folgen sind fatal: Erstens sitzen die Kleinen vor dem Fernseher relativ still und unterdrücken ihren natürlichen Bewegungsdrang. Und zweitens sind sie der Werbung gnadenlos ausgesetzt. Mehr als die Hälfte der Werbebeiträge zielt auf den Konsum von Nahrungs- und Genussmitteln. Und natürlich erfahren die Kinder in den Spots nie, dass zum Beispiel in der angepriesenen Milchschnitte nur zwei Esslöffel Milch, ansonsten vor allem Fett und Zucker sind. Für Eltern ist es schwer, gegen den Fast-Food-Mainstream etwas auszurichten. Aber die Mühe lohnt. Denn dicke Kinder haben nicht nur Probleme mit den Gelenken, mit Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin. Sie leiden auch unter Minderwertigkeitskomplexen und unter dem Spott anderer Kinder. Übergewichtige Kinder nehmen nicht von einem Monat zum anderen ab. Diäten aller Art sind Gift. Nur mit geduldiger, liebevoller Begleitung können sie das Essen neu lernen - mit wenig Fett und wenig Zucker - Salatblatt statt Butter, Saftschorle statt Cola, Brötchen statt Croissant, Putensteak statt Schnitzel. Sehr wichtig ist viel Bewegung. Aber nicht mit Krampf. Sport muss Spaß machen. Wer nicht gern joggt, kann sich ja die Inline-Skates anziehen oder Rad fahren oder tanzen.
Professionelle Hilfe für ein Abnehmprogramm kann durch den Hausarzt vermittelt werden. Viele nützliche Informationen bietet auch die Broschüre »Ernährung, Gesundheit, Lebensart« der Allianz Vereinten Krankenversicherungs-AG. Das Heft ist kostenlos und kann zum Ortstarif unter (01801) 112288 bestellt werden. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bietet im Internet Verbraucherinfos wie Hinweise zur Ernährung von Klein- und Schulkindern an.
www.dge.de

Artikel vom 11.02.2005