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Neun Heimspiele als Trumpf

Handball-Regionalligist HSG Bielefeld noch weit vom Klassenziel entfernt

Von Thomas Bertz
Bielefeld (WB). Zum Halbserienende steckt Handball-Regionalligist HSG Bielefeld tief im Sumpf: Mit 11:19 Punkten trennt die Mannschaft von Heiko Holtmann nur drei Punkte von Schlusslicht Schwerte/Westhofen. Doch auch wenn Michael Boy und Co. wohl bis zum 30. Spieltag der Abstiegskampf blüht, gibt es auch im Keller Licht: Tabellenplatz sieben ist ebenso nur drei Punkte entfernt.

Diese Ausgeglichenheit ist in Augen vieler die Stärke und zeitgleich auch die Gefahr der Regionalliga-Staffel West, in die die Bielefelder diese Saison umgruppiert worden waren. »Hier kann wirklich der Erste gegen den Letzten verlieren«, weiß HSG-Kapitän Michael Boy. Und auch der Handball-Chef Heinrich Rödding und Trainer Heiko Holtmann glauben, dass das Team in der Nord-Staffel bessere Chancen gehabt hätte. Doch alles Wehklagen über den Westen hilft nicht weiter - zumal sich der HSG auch hier gute Chancen auf eine bessere Platzierung boten. Die blieben aber ungenutzt.






Insbesondere auswärts tat sich die junge Bielefelder Mannschaft teils sehr schwer. »Manchmal waren die Leistungen unerklärlich«, kritisiert Rödding die Mannschaft. »Mit dieser Platzierung hätte ich nicht gerechnet. Der Mannschaft hatte ich mehr zugetraut.«
Auch Trainer Heiko Holtmann ist nicht zufrieden mit dem Saisonverlauf, in den er eben die drei Punkte zu Platz sieben eigentlich eingeplant hatte. »Wir haben relativ viele Tore bekommen«, weiß er um die Schwäche seiner Sieben, die damit der Holtmannschen Spielphilosophie (»Spiele werden in der Deckung gewonnen«) widerspricht. Als Gründe führt der Übungsleiter die unkonstante Torwartleistung sowie die Verletzung von Sven-Eric Husemann an, der der Mannschaft lange als zentraler Deckungsspieler fehlte. So gelang es der HSG nicht, der mittlerweile belächelten Holtmann-Phrase »Die Deckung zum Stehen kriegen« gerecht zu werden.
Doch auch im Angriff lief es bei der Rasselbande - einzig Keeper Martin Timmer (38) ragt aus dem Durchschnitt von knapp 20 Jahren heraus - nicht rund. »In den entscheidenden Phasen fehlt uns ein erfahrener Mann mit einer ordnenden Hand«, vermisst Holtmann den Mann mit Spielübersicht. Zu gerne würde er einen solchen Spieler verpflichten, doch einige Gründe sprechen gegen einen solchen Neuzugang: Zum einen ist da die Finanzierbarkeit, auf der anderen Seite müsste ein solcher Routinier auf dem »Markt« sein und auch noch charakterlich zum Team passen.
Deshalb heißt es voraussichtlich, mit dem vorhandenen »Spielermaterial« weiterzuarbeiten. Hier gilt es in erster Linie an der Psyche der Spieler anzusetzen: »Die Jungs haben teilweise Angst vor der eigenen Courage. Das ist reine Kopfsache«, weiß Holtmann um die mentalen Probleme.
Für Johann-David Starck ist die Saison wohl beendet. Den Halbrechten plagt schon seit Monaten eine Schulterverletzung. »Er hat definitiv Schmerzen und ist in ärztlicher Behandlung. Ich werde Staxx von meiner Seite nicht mehr einsetzen. Wir tun weder uns noch ihm einen Gefallen«, bedauert Heiko Holtmann den Ausfall.
Heinrich Rödding sieht noch reichlich Potenzial: »Wir sind besser als die Tabelle es aussagt. Einige Spieler haben ihre Leistungsgrenze noch nicht erreicht.« Doch das ist nicht die einzige Hoffnung im trüben ostwestfälischen Winter und dunklen Tabellenkeller: Der Spielplan nährt die Punkte-Hoffnung. »Wir haben noch neun Heimspiele«, haben Rödding und Holtmann einen Ansatzpunkt gefunden.
Da Rödding mittlerweile erfahren hat, dass nur drei Mannschaften absteigen, laufen sämtliche Zukunftsplanungen eingleisig. »Wir sind voll der Meinung, dass wir den Klassenverbleib schaffen.«

Artikel vom 05.01.2005