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Kein Biergarten mehr
auf dem Klosterplatz

Frühe Sperrstunde ein Grund für die Kündigung

Bielefeld (bp). Aus für den Biergarten auf dem Klosterplatz: Die Stadt hat den Betreibern die Verträge gekündigt. Ob und wie es im Sommer weiter geht, ist offen.

Hauptgrund für die Situation: das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, das die Sperrstunde auf 22 Uhr und den letzten Ausschank auf 21.30 Uhr festschreibt. Das bedeutet: An lauen Sommerabenden, an denen die Gäste gern noch draußen im Biergarten säßen, müssen die Wirte schließen.
Das Urteil kam aber auch zu einer Zeit, als der Biergarten auf dem Klosterplatz schon lange nicht mehr die Anziehungskraft besaß wie noch in den 1990er Jahren. Reinhard Thiel, Leiter des Amtes für Verkehr: »Der Klosterplatz liegt vergleichsweise abseits, da müsste etwas Besonderes geboten werden, um die Gäste anzulocken.«
Die Stadt führe Gespräche über die Zukunft des Klosterplatzes mit den bisherigen Wirten, aber auch mit neuen Interessenten. Für denkbar gehalten wird zum Beispiel ein Kaffeegarten, der bis in den (frühen) Abend hinein geöffnet hat. Die Ausschankhäuschen, die Beschilderung und die Biergartenbeleuchtung müsse zunächst einmal entfernt werden, sagt Thiel. Ratsmitglied Hartmut Meichsner (CDU) sieht eine neue Nutzungsmöglichkeit nur dann, wenn Anwohner und Gastronomen eine einvernehmliche Lösung finden: »Ohne ein kooperatives Verfahren kommen wir nicht weiter.« Die Bezirksvertretung Mitte habe bereits »vor langer Zeit« der Verwaltung den Auftrag erteilt, ein Gesamtkonzept für den Klosterplatz zu erarbeiten, aber, so Meichsner: »Darauf warten wir immer noch.«
Die bisherigen Betreiber der Außengastronomie, die Wirte Mike König und Leo Preuß, haben gegen die Ordnungsverfügung der Stadt Widerspruch eingelegt. Letztlich zu entscheiden hat die Bezirksregierung in Detmold. Die Lärmmessungen lassen nach Einschätzung der Stadt aber gar keine andere Entscheidung zu. Der Lärm war es 1996 auch, der zum Rechtsstreit mit den Klosterplatz-Anwohnern führte.
Heinrich-Martin Bruns, Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und Anlieger des Klosterplatzes, erinnert daran, dass Pläne schon vor Jahren scheiterten, den Platz zum Oberntorwall hin durch ein so genanntes Dreieckhaus abzuschließen oder ihm mit einem Brunnen eines bedeutenden italienischen Künstlers einen besonderen Akzent zu geben. Der Platz werde eben nicht mehr so gut angenommen wie noch vor zehn Jahren. Bruns: »Vor allem vom kommunalen Kulturprogramm ist der Klosterplatz weitgehend abgekoppelt - Kultur, die früher dort stattfand, wurde in den Ravensberger Park verlagert.«

Artikel vom 05.01.2005