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50 erfolgreiche
Jahre Chorleiter

Bläsergottesdienst mit Martin Welp

Quelle (oh). Es war auf gewisse Weise eine »Familienangelegenheit« - der Bläsergottesdienst am gestrigen Sonntag in der Queller Johanneskirche. Denn als Posaunenchorleiter Martin Welp (69) seine Hand zum Einsatz hob, da schauten, wie alle 20 Bläser, auch seine beiden Söhne Peter und Stephan sowie sein jüngerer Bruder Karl-Heinz Welp auf ihn.
Die vier Welps sind nämlich, zum Teil seit etlichen Jahrzehnten, eine feste Größe im 1911 gegründeten Posaunenchor des CVJM Quelle. Besonders Martin Welp - ist er doch seit genau 50 Jahren Dreh- und Angelpunkt des Chores. Sein Leiter eben.
Obwohl inzwischen beruflich in der Nähe von Freiburg sowie Frankfurt beheimatet, ließen es sich die beiden Welp-Söhne nicht nehmen, zum gestrigen Jubiläums-Festgottesdienst ihres Vaters zu kommen. Und dabei »seine« Bläser, die Teile der Liturgie musikalisch gestalteten, zu unterstützen.
50 Jahre Leiter desselben Chores - eine ehrenamtliche Tätigkeit, bei der neben dem Zeiteinsatz mindestens noch fünf weitere Aufgaben erfüllt werden müssen, wie Martin Welp betont: eine musikalische, eine geistliche, eine soziale, eine organisatorische und eine pädagogische.
Wie konnte ein gerade einmal 19-Jähriger das leisten? Denn so alt war Martin Welp, als er 1954 Nachfolger des damaligen Chorleiters Herbert Fischer wurde. Möglich sei das, indem man selbst früh zum Blechbläser wird. »Einen Tag nach meiner Konfirmation sprach mich Herbert Fischer an und fragte, ob ich nicht mitmachen wolle. Zumal mein jüngerer Bruder Karl-Heinz schon im Chor war«, erinnert sich Martin Welp.
Er wollte mitmachen - wählte die Tuba und übte so intensiv, dass er schon drei Wochen später beim Ostergottesdienst mitspielen konnte. Als Fischer fünf Jahre später gesundheitsbedingt die Leitertätigkeit abgeben musste, hieß es: Das kann Martin machen. Der beherrschte nicht nur mehrerer Instrumente: Klavier, Tuba, Posaune und auch das Flügelhorn. Was später zu seinem »Markenzeichen« wurde: Mit der rechten Hand führte er das Kornett, mit der linken wurde dirigiert.
Martin Welp hatte damals gerade einen Posaunenlehrgang besucht und dabei - »wir waren so zügig vorangekommen und hatten noch Zeit« - die Grundzüge des Dirigierens vermittelt bekommen. Kein Wunder, dass er schnell als neuer Leiter des Posaunenchores ausgeguckt und anschließend bei der Wahl auch bestätigt wurde.
Mit großem ehrenamtlichen Engagement füllte und füllt der fast 70-Jährige die vielfältigen Aufgaben und Einsätze aus. »Was wir betreiben, ist Gemeindearbeit«, sagt Welp. »Wir sind kein Elite-Orchester.« Und weil das so ist, komme dem Queller Posaunenchor - wie so vielen anderen Chören auch - die Stadtnähe zu Bielefeld nicht entgegen. »Wenn es nämlich darum geht, Bläser für uns zu gewinnen, winken manche ab. Sie zieht es zu Chören, die einen Namen haben«, hat Welp die Erfahrung gemacht.
Gleichwohl ist er mit großem Engagement Leiter seines Chores. Auch wenn er nach fünf Jahrzehnten einen Leiterwechsel für unumgänglich hält. »Ich habe meinen Chor nicht hängen lassen. Jetzt hoffe ich, dass mich der Chor auch nicht hängen lässt und bald erfolgreich einen Leiter-Nachfolger findet«, sagt Martin Welp.

Artikel vom 03.01.2005