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Augen vor dem großen Leid nicht verschließen

Altkanzler Kohl berichtet über Flutkatastrophe auf Sri Lanka: »Wie nach einem Bombenangriff«


Hamburg (dpa). Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) will trotz der verheerenden Flutkatastrophe zunächst auf Sri Lanka bleiben. Er wolle den Menschen helfen, schreibt der Altkanzler in der »Bild«-Zeitung. »Wir wollen nicht die Augen vor dem großen Leid verschließen. Darüber hinaus ist es uns wichtig, etwas für die existenzielle Grundlage der Menschen vor Ort zu tun«, schrieb Kohl weiter. Insbesondere sei er bemüht, Projekte für Kinder zu unterstützen. Kohl hielt sich in einem Hotel in Thalpe nahe der besonders schwer betroffenen Stadt Galle zu einer Ayurveda-Kur auf, als die verheerende Flutwelle die Küste Sri Lankas traf.
Die Eindrücke während der Katastrophe hätten ihn an die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg erinnert, den er als Junge erlebte, schrieb Kohl. »Wir waren erst einmal fassungslos, dass ganze Häuser von einer Sekunde zur anderen verschwinden können. Das Meer hatte alles mit sich genommen. Es sah aus wie nach einem schweren Bombenangriff.« Er habe sich »zum Glück« in der dritten Etage seines Hotels befunden. »Erst als wir sahen, dass die ganze untere und auch die zweite Etage unseres Hotels unter Wasser standen, wurde uns das ganze Ausmaß der Katastrophe bewusst.«
Zwei Tage nach der Flutkatastrophe sei er mit einem Hubschrauber in die Nähe von Colombo geflogen worden, berichtete der Altkanzler. Dort wolle er vorerst bleiben. »Das Hotel, in dem wir jetzt wohnen, beschäftigt 300 Mitarbeiter, von deren Einkommen viele Familien, also insgesamt 3000 Personen, ernährt werden. Müsste unser Hotel mangels Gästen schließen, würden diese Menschen ihre Existenzgrundlage verlieren. Wir bleiben hier, um ein Signal zu geben, dass es mit dem Land weitergeht und es eine Zukunft hat.«

Artikel vom 31.12.2004