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Helfer im dramatischen
Wettlauf mit der Zeit

l 165 000 Tote befürchtet l Seuchen und Hunger drohen

Jakarta/Colombo/Berlin(dpa). Eine Woche nach der Flutkatastrophe in Südasien kämpft die internationale Gemeinschaft mit einer historisch beispiellosen Hilfsaktion gegen Seuchen, Hunger und Durst in den Krisengebieten.
UN-Generalsekretär Kofi Annan sprach angesichts von möglicherweise mehr als 165 000 Toten von dem »schlimmsten Ereignis, mit dem die Vereinten Nationen je zu tun hatten« und kündigte für Donnerstag eine internationale Geberkonferenz in der indonesischen Hauptstadt Jakarta an.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass in dem Krisengebiet am Indischen Ozean etwa fünf Millionen Menschen von jeglicher Grundversorgung abgeschnitten sind. Berichte über einen Cholera-Ausbruch in Sri Lanka wurden offiziell dementiert.
Die internationalen Hilfszahlungen und Zusagen an Finanzmitteln sind auf etwa 1,5 Milliarden Euro gestiegen.
Millionen Überlebende in einigen Gebieten Südasiens warteten auch sieben Tage nach der verheerenden Flut noch immer auf die dringend benötigte Hilfe. Viele Gebiete sind von den Versorgungsrouten der Rettungsorganisationen noch abgeschnitten. Andauernde Regenfälle in den Katastrophengebieten ließen die Seuchengefahr weiter steigen. Gestern Morgen erschütterten zudem drei Nachbeben mittlerer Stärke die zu Indien gehörende Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren.
Allein Indonesiens Regierung rechnet jetzt mit 100 000 Toten, offiziell bestätigt sind bisher 80 000 Opfer. In Sri Lanka wurden 28 475 Tote gemeldet, Helfer befürchten dort mehr als 42 000 Opfer. Die beiden Länder sind am schwersten betroffen. In Thailand lag die bestätigte Totenzahl bei 4985, darunter viele Touristen. Helfer rechnen mit 10 000 Toten.
Die Zahl der identifizierten deutschen Flut-Toten ist auf 60 gestiegen. In Thailand seien 46 deutsche Todesopfer identifiziert worden, in Sri Lanka 14, sagte gestern der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Klaus Scharioth. »Die Zahl der Vermissten steigt weiter.« Es seien sehr deutlich mehr als 1000. Viele seien wahrscheinlich tot: »Es ist einfach so, dass von Tag zu Tag die Wahrscheinlichkeit wächst, dass viele Vermisste nicht zurückkehren werden.«
Nach Informationen der Zeitung »Die Welt« sollen 3200 Deutsche vermisst werden. Diese Zahl sei in internen Beratungen von Vertretern der Innenministerien von Bund und Ländern genannt worden. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes wollte die Zahl gestern Abend unter Hinweis auf die Angaben Scharioths nicht kommentieren. Auch die Zahl der Vermissten aus Nordrhein-Westfalen steigt. Laut NRW-Innenministerium werden jetzt 134 Bürger des Landes vermisst. Mindestens fünf Urlauber aus NRW wurden bei dem Seebeben getötet.
In Deutschland zeichnet sich eine überaus große Spendenbereitschaft für die Flutopfer ab. So sind allein beim Deutschen Roten Kreuz inzwischen mehr als zehn Millionen Euro an Spenden eingegangen.

Artikel vom 03.01.2005