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Jahresschlussspurt reicht nicht

Einzelhandel schließt 2004 mit einem Minus ab - Dezembergeschäft gut

Von Edgar Fels und Michael Knauer
Bielefeld/Düsseldorf (WB/Reuters). Nach drei Jahren mit Umsatzrückgängen sieht der Einzelhandel auch für 2005 kein Ende der Durststrecke. Weiter steigende Ausgaben der Verbraucher für Gesundheit, Altersvorsorge und Energie würden von den eher geringen Steuersenkungen nicht aufgefangen.

Gleichwohl hat das gut verlaufene Dezember-Geschäft vielen Händlern wenigstens die Hoffnung auf bessere Zeiten zurückgegeben. Das sagt Jörg Beyer vom Einzelhandelsverband (EHV) Ostwestfalen-Lippe. Die vergangenen Monate hätten eine Trendwende bedeutet. »Viele Verbraucher haben sich nach langer Konsumzurückhaltung gesagt: Jetzt gönne ich mir etwas.«
Auch wenn endgültige Zahlen zur Höhe des Umsatzes erst in einigen Wochen vorliegen würden, könne man für das Weihnachtsgeschäft 2004 von einem Plus von 1,5 Prozent im gegenüber 2003 ausgehen, erklärte Beyer. Ob sich die Stelle hinter dem Komma noch nach oben verändert, könne er nicht sagen. In allen größeren Kommunen der Region seien auch nach Weihnachten die Geschäfte »unglaublich gut« besucht.
Zu viel Optimismus möchte der Verband aber nicht versprühen. »Es gibt immer Gewinner und Verlierer«, räumte Beyer ein. Welche Branchen nicht an die Erwartungen anknüpfen konnten, wolle er aber nicht sagen. Fest stehe, dass in diesem Jahr vor allem Unterhaltungselektronik sehr gefragt war.
Das Ausbleiben von Rabattschlachten habe sowohl dem Verbraucher als auch dem Handel genutzt. »Der Kunde musste sich nicht ärgern, wenn er das bereits gekaufte Produkt eine Woche später viel billiger hätte haben können.« Schnäppchen dürfte es vom 24. Januar an geben, wenn der freiwillige Winterschlussverkauf startet und der Handel seine Lager für neue Ware freiräumen muss.
Der Umsatz im Einzelhandel lag 2004 voraussichtlich erneut unter dem ohnehin schwachen Vorjahresniveau. Nach zehn Monaten betrug das Umsatzminus real, also bereinigt um Preissteigerungen, 1,7 Prozent. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) hatte lange gehofft, dass sich der Umsatzrückgang inklusive Preisanhebungen (nominal) auf 0,5 Prozent begrenzen wird.
Trotz des offenbar guten Weihnachtsgeschäftes scheint dies nicht mehr erreichbar: »Am Ende wird das Minus zwischen 0,5 und 1,0 Prozent liegen«, sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Holger Wenzel.
2004 stand für den Handel erneut im Zeichen der Pleite: Von den etwa 39000 Unternehmens-Insolvenzen in Deutschland dürften nach Angaben des Verbandes Creditreform 9410 auf den Handel entfallen sein, ein Anstieg von 0,5 Prozent. In allen übrigen Branchen, ausgenommen der Dienstleistungsbereich, gab es weniger Insolvenzen.

Artikel vom 31.12.2004