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Lebensqualität ohne Nikotin

Mit Buchautor Marcus Krüger zum Nichtraucher Ñ »Ich lebe wieder«

Von Sabine Schulze und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). An seine erste Zigarette kann sich Marcus Krüger noch genau erinnern: »Ich war 14 Jahre alt, mir war danach speiübel und schwindlig, und ich war käsebleich.« Kuriert war er damit nicht: Der Gruppenzwang war zu groß. 17 Jahre lang hat Marcus Krüger geraucht, dann hat er den Absprung geschafft. Heute ist er nicht nur selbstständiger Nichtraucher-Trainer, der unter dem Namen »ausgedrückt« firmiert, sondern auch Autor. »Ich lebe wieder« heißt sein im Eigenverlag erschienenes Buch.

Marcus Krüger hat derzeit viel zu tun: »Es vergeht kein Tag, an dem nicht das Telefon klingelt, Interessenten nach Seminarterminen fragen oder Tipps haben möchten.« Schließlich ist gerade der Jahreswechsel die Zeit der guten Vorsätze. Und wenn auch bei 90 Prozent der (Noch-) Raucher gesundheitliche Gründe bei ihrem Wunsch nach Abstinenz eine Rolle spielen, so fallen bei vielen doch auch die Kosten, die ihre Sucht mit sich bringt, ins Gewicht.
Bei Marcus Krüger selbst war ein tragisches Ereignis der Auslöser zur Reflexion: »Mein Vater war sein Leben lang ein starker Raucher, hatte dann vier Herzinfarkte und einen Schlaganfall und war zuletzt ein Pflegefall.« Nach seinem Tod hat Krüger erst einmal gequalmt wie ein Schlot, bevor das Nachdenken einsetzte. Er entwickelte nach mehreren erfolglosen Versuchen eine Methode für sich, »clean« zu werden, testete diese dann im Familien- und Freundeskreis und meldete sie schließlich zum Patent an.
Als Referenz, aber auch als Grundlage für seine Seminare schrieb Krüger schließlich sein Buch - und war selbst über die Resonanz erstaunt: Zu Weihnachten bekam er sogar eine Karte von einer Ex-Raucherin, die sich mit seiner Hilfe nach 30 Jahren von ihren Fesseln befreit fühlte. »Den meisten aber wird das Buch nicht genügen, sie brauchen die Unterstützung durch das Seminar.« Die Kurse, die Krüger anbietet, sind mittlerweile sogar von der BKK Gildemeister Seidensticker als Präventionsmaßnahme nach dem Sozialgesetz anerkannt. Die Kasse trägt 85 Prozent der Kosten. »Häufig sind Firmen meine Auftraggeber«, erzählt der 32-Jährige. Denn Nichtraucher sind auf lange Sicht nicht nur gesünder, sondern verschwenden auch weniger Zeit beim Ausleben ihrer Sucht.
»Meine Methode arbeitet mit Bildern«, erklärt Marcus Krüger. Raucher, verdeutlicht er, verbinden mit der Zigarette Lebensqualität, Entspannung, Beruhigung, eine kleine Pause und Halt. Vor dem inneren Auge des Nichtrauchers erscheinen dagegen Qualm, Ekel, Gestank, Krankheit, Tod. »Einunddieselbe Sache wird sehr unterschiedlich bewertet. Mein Ziel ist, dass der Raucher auch wieder das Bild des Nichtrauchers bekommt.« Dabei, betont Krüger, hätten viele Raucher die Assoziationen, die auch der Nichtraucher hat - wenn es um die eigenen Kinder geht. Bei denen würden sie niemals mit Nikotin Lebensqualität oder Genuss in Verbindung bringen. »Das ist doch schizophren.«
Der Nichtraucher-Trainer arbeitet mit Aufklärung, mit Assoziationen, mit Tipps für die Zeit danach, wenn der innere Schweinehund immer wieder überwunden werden muss und situationsbedingte, positive Bilder vom Rauchen aus dem Kopf gelöscht werden. »Der körperliche Entzug dauert nur fünf bis acht Tage. Wer aber zum Beispiel bisher Raucher-Pausen gemacht hat, sollte auch künftig erst einmal ab und an kleine Pausen einlegen. Er wird merken, dass er auch ohne Zigarette entspannen kann, dass für den Moment der Ruhe kein Dunst nötig ist.« Auch dieses Bild im Kopf - Rauchen = Moment der Muße - wird so korrigiert.
Der Erfolg gibt Krüger recht: Zwei von drei Seminarteilnehmern schaffen den Absprung und bleiben auch nach Wochen »sauber«. Weitere Informationen im Internet unter der Adresse www.ausgedrueckt.de.

Artikel vom 04.01.2005