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Bund stoppt
Notfall-Hilfe
im Land NRW

84 Sanitätsfahrzeuge gestrichen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Der Bund zieht sich immer mehr aus der Finanzierung des Katastrophenschutzes zurück. Zum Beispiel muss das Land Nordrhein-Westfalen auf ein Sonderkontingent von 84 Fahrzeugen verzichten, das der Bundesinnenminister für die Notfallplanung beim Weltjugendtag 2005 und die Fußballweltmeisterschaft 2006 zunächst zugesagt hatte.
Rot-Kreuz-Helfer Heinz-Josef Gross begutachtet ein neues Betreuungsfahrzeug. Foto: M. Sohn

Die Rücknahme der Zusage sei aus Kostengründen erfolgt, sagte Regierungsdirektor Klaus-Peter Beckmann, Dezernent für Katastrophenschutz im NRW-Innenministerium. 56 Notfallkrankenwagen und 28 Gerätewagen für den Sanitätsdienst habe der Bund bezahlen wollen. Nach Angaben von Hans Krings, Staatssekretär im NRW-Innenministerium, sei ferner mit einer Erneuerung des bundeseigenen Fahrzeugbestandes bei den Feuerwehren und Hilfsorganisationen nicht zu rechnen.
Das Land NRW werde jetzt alleine handeln müssen, weil »der Schutz der Bürger und der Gäste, die uns besuchen, eine unserer vornehmsten Aufgabe ist«. Bereits beim Weltjugendtag, der vom 15. bis 20 August in Köln stattfindet, soll ein neues landeseinheitliches Rettungsmittel für den Massenanfall von Verletzten eingesetzt werden. Der Weltjugendtag findet zum ersten Mal in Deutschland statt. Zu der Veranstaltung hat Papst Johannes Paul II eingeladen und sich auch als erster Teilnehmer angemeldet.
Anfang 2005 will das Land zunächst 20 neuartige Rettungscontainer im Wert von jeweils 290 000 Euro anschaffen. Die Zahl dieser Mini-Krankenhäuser werde weiter erhöht, kündigte der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Jürgen Jentsch (Gütersloh), an. Jeder Kreis und jede Großstadt soll zumindest über einen Rettungscontainer verfügen.
Bei Großeinsätzen in NRW soll auch das dem Bund unterstehende Technische Hilfswerk beteiligt werden. Das NRW-Innenministerium will die Bundesregierung ferner auffordern, dass THW nach dem neusten Stand der Technik auszurüsten.
Das Land NRW hatte bereits jüngst 117 Betreuungstransporter und 100 Betreuungsanhänger im Gesamtwert von 4,7 Millionen Euro als Spende an die privaten Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und den Malteser Hilfsdienst (MHD) übergeben. Elf Anhänger kamen nach Ostwestfalen-Lippe: DRK und MHD im Kreis Paderborn erhielten jeweils einen Anhänger, jeweils zwei das DRK in den Kreis Minden-Lübbecke, Lippe und Gütersloh, einen der MHD im Kreis Höxter sowie jeweils einen das DRK im Kreis Herford und in der Stadt Bielefeld. Die privaten Hilfsorganisationen verfügen in NRW über 19 000 Kräfte. Ferner sorgen 26 Berufsfeuerwehren mit 7500 Kräften, 396 Freiwillige Feuerwehren mit 83 500 Kräften und 116 Werkfeuerwehren mit 5500 Kräften für den Schutz der Bevölkerung.

Artikel vom 31.12.2004