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Ein quicklebendiger Silvester-Knaller

Bernhard Hellweg (97) ist exakt um Mitternacht zum Jahreswechsel geboren

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Bernhard Hellweg ist ein echter »Silvester-Knaller«. Oder vielleicht doch eher ein »Neujahrs-Gruß«? »So genau weiß ich das selbst nicht«, meint der pensionierte Kriminalbeamte vergnügt.

Denn exakt zum Jahreswechsel 1907/08 - je nach Sichtweise um 24 oder Null Uhr - hat Bernhard Hellweg in der elterlichen Wohnung in Berlin das Licht der Welt erblickt. »Auch mein Vater war damals im Zweifel, ob er den 31. Dezember 1907 oder den 1. Januar 1908 als Geburtsdatum angeben sollte«, erzählt Hellweg. Der habe sich dann für den letzten Tag des Jahres entschieden - mit himmlischen Folgen. »Seitdem bekomme ich zu jedem Geburtstag ein Riesen-Feuerwerk«, spielt Hellweg auf die Silvester-Raketen zum Jahreswechsel an. Das wird auch am letzten Tag des Jahres 2004, an dem er seinen 97. Geburtstag gemeinsam mit den Töchtern Karin Grundt und Karola Wonschik, Schwiegersohn, Enkelin und zwei Urenkeln feiert, so sein. Dazu gratuliert das WESTFALEN-BLATT seinem langjährigen Leser ebenfalls recht herzlich.
»Gefehlt haben in meiner Kindheit allerdings immer ein wenig die Geschenke«, erinnert sich Bernhard Hellweg an den Nachteil, den ein solches Datum mit sich bringt. »So kurz nach Weihnachten bekam ich einfach weniger zum Geburtstag als meine beiden Geschwister.«
Und noch eins musste Hellweg »hinnehmen«: Er war stets der Gastgeber für Silvesterfeiern. Was er und seine inzwischen verstorbene Frau aber gerne gewesen seien. »Wir sind Familienmenschen«, betont er. Das zeigt sich auch in den jährlichen Besuchen von Tochter Karin, die vor 42 Jahren nach West-Ontario/Kanada auswanderte.
»Sie kommt stets zu meinem Geburtstag«, freut sich Bernhard Hellweg. Und in drei Jahren, zum 100., wollen auch die beiden Enkelsöhne und drei Urenkel mit nach Sennestadt kommen.
Hellweg selbst war schon zehn Mal in Kanada. »Ein Erlebnis - dort haben wir sogar Bären beobachten können, die manchmal in den Garten der Tochter kommen.« Wie denn Reisen ins Ausland auch einen Teil seiner beruflichen Laufbahn begleiteten.
»Eigentlich hatte ich Förster werden wollen«, sagt Bernhard Hellweg. Doch es hieß: »Der Junge ist zu schwächlich.« Also machte er eine Ausbildung zum technischen Zeichner. Ein Bekannter, der bei der Polizei war, habe dann aber vorgeschlagen: Komm doch zu uns. Bernhard Hellweg kam. Im Oktober 1927 fing er seine Ausbildung in der Polizeischule Brandenburg an. Anschließend wurde er als »Schupo« unter anderem am Brandenburger Tor eingesetzt.
Und weil er ein besonders sportlicher Mann war, wurden ihm später Personen- und Gebäudeschutz-Aufgaben im Berliner Regierungsviertel übertragen. So sei er mit dem Deutschen Botschafter nach Paris gereist, aber auch Wien und andere Städte erlebte er als Begleiter von Ministern und hohen Staatsbesuchern, erzählt Hellweg.
Nach Ostwestfalen kam Bernhard Hellweg 1947, nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft. »Die Familie meines Vaters stammt aus Gütersloh«, nennt er den Grund. In Bielefeld fing er wieder bei der Kripo im Erkennungsdienst an, wurde später Sachverständiger. Geschätzt wurde seine Arbeit nicht nur von der deutschen, sondern auch der britischen Kriminalpolizei. Die schenkte Bernhard Hellweg zur Verabschiedung in den Ruhestand 1968 sogar »mit den besten Wünschen« eine Plakette mit dem Wappen der Queen.

Artikel vom 31.12.2004