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Noch nicht zu spät - dank Späth

Vierschanzentournee: Deutsche Lichtblicke - Ahonen weiter souverän vorn

Garmisch-Partenkirchen (dpa). Georg Späth schwebte nach seinem Höhenflug auf Wolke sieben, Michael Uhrmann hing nach einem Kraftakt am Tropf: Mit den Plätzen drei und fünf haben die beiden Bayern den DSV-Adlern beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee den erhofften Befreiungsschlag beschert und die Diskussionen um eine Krise im deutschen Skisprung vorerst verstummen lassen.

»Man hat gesehen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt und dass wir weit von einer Krise entfernt sind«, zog DSV- Sportdirektor Thomas Pfüller eine zufriedene Halbzeit-Bilanz.
Auch Skisprung-Chef Rudi Tusch war sichtlich erleichtert. »Kompliment an die Mannschaft für die Leistung. Nachdem es in Oberstdorf nicht so gelaufen ist, waren wir schwer unter Druck. Ich hoffe, jetzt geht ein Ruck durch das Team«, sagte Tusch.
Mit 247,2 Punkten für Sprünge von 120,5 und 118,5 m musste Späth lediglich dem Tournee-Dominator Janne Ahonen (260,1/124+128) und dem Österreicher Thomas Morgenstern (254,1/119,5+122,5) den Vortritt lassen. Der von einem Magen-Darm-Virus und Brechreiz geplagte Uhrmann landete dank einer herausragenden kämpferischen Leistung mit 236,6 Zählern (118,5+116) auf Platz fünf. »Ich habe immer an die Jungs geglaubt, weil ich wusste, dass sie es drauf haben«, sagte Bundestrainer Peter Rohwein.
»Es war wichtig, nach der Pleite von Oberstdorf nicht in ein Loch zu fallen«, sagte Späth, der schon im Vorjahr Dritter geworden war. Mit seiner Leistung zeigte der Allgäuer die erhoffte Trotzreaktion auf seinen Absturz zum Auftakt, durch den er alle Chancen auf eine vordere Platzierung im Gesamtklassement einbüßte. »Ich war ziemlich frustriert, daher ist die Erleichterung jetzt groß«, erklärte der 23-Jährige, der sich im Gesamtklassement mit 463,7 Punkten vom 21. auf den zehnten Platz katapultierte: »Ich bin sehr froh, dass ich die Trainingsleistungen endlich auch in den Wettkampf rüber bringen konnte.«
Held des Tages war jedoch Uhrmann, der sich in der Silvesternacht sowie vor und nach dem Wettkampf mehrmals übergeben musste. »Das ist gar nicht hoch genug zu bewerten, wie er sich durch den Wettbewerb gekämpft hat. Er ist völlig am Ende«, lobte Rohwein. Mit 479,3 Punkten liegt Uhrmann in der von Ahonen (528,5) souverän angeführten Gesamtwertung als bester Deutscher auf Rang sechs. »Ich bin froh über mein bestes Saisonergebnis, vor allem weil ich es in einem denkbar schlechten körperlichen Zustand erreicht habe. Mein Magen dreht sich von links nach rechts und von oben nach unten«, berichtete er.
Während der DSV-Tross bereits am Samstagabend nach Innsbruck weiter zog, erhielt Uhrmann im Mannschaftshotel 90 Minuten lang Infusionen und reiste dem Team erst gestern nach. »Es geht mir besser, aber bei einem normalen Weltcup wäre ich sicher nicht gesprungen«, sagte Uhrmann nach der gestrigen Qualifikation, die sechs DSV-Springer überstanden.
Derweil hatte Martin Schmitt die Spekulationen um einen vorzeitigen Ausstieg mit dem erstmaligen Erreichen des Finals beendet. »Zu Hause würde ich vielleicht auf dumme Gedanken kommen«, sagte der viermalige Weltmeister aus Furtwangen, der nun gezielt auf die Weltmeisterschaften vorbereitet werden soll. »Martin wird immer ein Mann für uns bei der WM sein, auch ohne Normerfüllung«, stellte Rohwein seinem Sorgenkind einen Freifahrtschein für die Titelkämpfe Mitte Februar in Oberstdorf aus.
Schmitt, der als 27. die ersten Weltcup-Punkte in diesem Winter holte, hinterließ gestern in der Qualifikation mit 124,5 m einen guten Eindruck. »Es war richtig, ihn die Tournee zu Ende springen zu lassen«, sagte Rohwein.

Artikel vom 03.01.2005