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Wenn die Kinder lachen, ist alles okay

Schüler aus Berlin absolvieren ihre Sozialpraktika beim Johanneswerk in Bielefeld


Schildesche (WB). »Wenn die Kinder lachen, ist alles o.k.«, sagt Jonas Vincent. Der 16-jährige Schüler aus Berlin absolviert zurzeit ein Sozialpraktikum in der Spielwohnung Teichsheide des Ev. Gemeindedienstes. Gerade hilft er der sechsjährigen Vanessa bei ihren Hausaufgaben. »Das macht viel Spaß«, erzählt Vincent. »Spaß, Spaß«, singt Vanessa fröhlich zur Bestätigung.
Vincent besucht die 11. Klasse des Ev. Gymnasiums Zum Grauen Kloster in Berlin. Gemeinsam mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern ist er für zehn Tage in Bielefeld. Die Jugendlichen absolvieren ein Praktikum in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen. »Bereits seit 30 Jahren bietet die Schule ein Sozialpraktikum an«, erzählt der Lehrer Thomas Gärtner, »es ist uns wichtig, dass die Schüler soziale Kompetenz erwerben und lernen, Verantwortung für andere zu übernehmen«.
Niels Bubel ist auf dem besten Weg dahin. Der Schüler absolviert sein Sozialpraktikum in der Johanneswerk-Alteneinrichtung Karl-Pawlowski-Haus. »Gerade jetzt in der Weihnachtszeit ist es schön, dass wir den alten Menschen eine Freude machen können«, sagt der 17-Jährige. Gemeinsam mit seinem Mitschüler Johannes Maus liest er den alten Menschen vor, malt mit ihnen Fensterbilder oder begleitet sie zu einer Weihnachtsfeier.
Die Lehrer legen Wert darauf, dass die Schüler die gesellschaftliche Realität kennen lernen. In den Alteneinrichtungen erleben sie beispielsweise, wie viele der Bewohner schwerst pflegebedürftig und bettlägerig sind, und dass oft mehr als die Hälfte von ihnen unter Demenzerkrankungen wie Alzheimer leiden. »Man muss einfach lernen, immer wieder freundlich zu antworten, auch wenn geistig verwirrte Bewohner immer wieder dasselbe fragen«, sagt Johannes Maus. »Ich lerne hier, auf Menschen zuzugehen«. Offensichtlich ist das den Schülern gut gelungen, denn die 71-jährige Bewohnerin Christa Brizius freut sich: »Seit die Schüler hier sind, ist richtig was los. Prima!«
Damit die Erfahrungen vertieft werden können, gibt es abends eine Auswertungsrunde mit Lehrern und Schülern. Ganz zu schweigen von den unzähligen Gesprächen, die zwischen Kochen, Essen und Aufräumen stattfinden.

Artikel vom 31.12.2004