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Schiller soll einen anderen Sockel bekommen

Vorbereitungen für die Sonderschau zum 200. Todestag des Dichters laufen auf vollen Touren


Weimar (dpa). Zum 200. Todestag von Friedrich Schiller (1759- 1805) will die Stiftung Weimarer Klassik neue Zugänge zum unverändert aktuellen Werk des Dichters ermöglichen. »Wir wollen Friedrich Schiller nicht vom Sockel heben, ihm vielmehr einen anderen Sockel geben«, erklärte der Direktor der Museen, Ernst-Gerhard Güse. »Den Akzent setzen wir am 9. Mai, dem 200. Todestag des Klassikers«. Dann öffnet im Schiller-Museum die zentrale Sonderschau »Die Wahrheit hält Gericht - Schillers Helden heute«. Die »Helden« von sieben Dramen wie »Die Räuber«, »Don Carlos«, »Wallenstein«, »Die Jungfrau von Orleans« oder »Wilhelm Tell« werden im Spiegel der Gegenwart gezeigt. Dabei gehe es aber nicht nur um die Titelhelden.
Dass der Dichter heute neben Shakespeare und Brecht so außerordentlich viel gespielt werde, habe seine Gründe. »Schillers Fragestellungen und Helden treffen ins Mark«, sagte der Kunstwissenschaftler. Dem wolle die bis Oktober 2005 laufende Schau mit Handschriften Schillers, Dokumenten seiner Zeit, mit Dramen zeitgenössischer Autoren, Fotos, Videos und Bühnendekorationen nachspüren. »Sie sollen das Verhältnis des Individuums zur Macht im gesellschaftlichen Kontext verdeutlichen.« - Auf zwei Ebenen, Schillers und der heutigen.
Wallenstein beispielsweise, »eine sehr moderne Figur«, fühle sich als Individuum nicht mehr in übergreifenden Ideen wie dem Christentum geborgen. Er suche Orientierung in der Astrologie. »Der Verlust und die Suche nach Werten ist ein zentraler Punkt, der heute ebenso zutrifft«, erklärte Ernst-Gerhard Güse.
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Artikel vom 31.12.2004