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Bielefeld hilft
den Opfern der
Flutkatastrophe

Spontan Spendenaktionen organisiert

Von Burgit Hörttrich, Sabine Schulze und Gerd Hülsegge
Bielefeld (WB). Die tiefe Betroffenheit mündet in spontaner Hilfe: Fünf Tage nach der Flutkatastrophe in Südostasien organisieren viele Menschen in Bielefeld Spendenaktionen für die unzähligen Opfer.

»Wir wollen den Menschen helfen, können doch den Jahreswechsel nicht einfach feiern wie immer«, sagt Bärbel Schneider, die den Erlös aus dem heutigen Verkauf von Glühwein, heißer Schokolade und Punsch an ihrem Stand auf dem Altstädter Kirchplatz für die Flutopfer spenden will. »Für uns sind zwei oder drei Euro doch vergleichsweise wenig, für die Menschen, die alles verloren haben, aber viel.« Die Schausteller auf dem Altstädter Kirchplatz stellen zudem Sammelboxen auf, um die Kunden des Weihnachtsmarktes zum Geben zu animieren.
Friseurmeisterin Heike Gehner (Salon Ellermann) konnte die Bilder aus der Katastrophenregion gestern kaum noch ertragen, entschloss sich spontan: »Wir müssen etwas tun!« Bei der Volksbank besorgte sie 20 Spardosen in Form von roten Rennflitzern, gewann die Kaufleute an Welle und Gehrenberg für ihre Aktion. Sind die Spardosen, die in den Geschäften stehen, voll, soll das Geld an »Ärzte ohne Grenzen« überwiesen werden.
Die Bielefelder Philharmoniker helfen auch: Sie veranstalten ein Benefiz-Konzert in der Altstädter Nicolaikirche. Das Konzert unter Leitung von Generalmusikdirektor Peter Kuhn beginnt am Sonntag, 9. Januar, um 18 Uhr.
Hilfe anderer Art leistet ein 22-Jähriger, der an der Bielefelder Uni Pädagogik studiert: Tapagon Bunsroem, der in seiner thailändischen Heimat Urlaub machen wollte, steht am Flughafen Bangkok Touristen als Dolmetscher bei. Er habe einen Aufruf im Fernsehen gehört, mit dem Thailänder mit Fremdsprachenkenntnissen gebeten wurden sich zu melden. »Ich spreche Deutsch und Englisch«, sagt der Student, »ich helfe Urlaubern, die auf einen Flug nach Hause warten, vor allem aber solchen, die ärztlich behandelt werden müssen.« Ihnen versucht er einen Teil der Ängste zu nehmen, indem er ihnen erklärt, welche Verletzungen sie genau erlitten haben.
In der Bielefelder Bahnhofstraße sammelten gestern Thila Sivakaran und Vinoth Sivananthan für die Opfer des Seebebens. Die jungen tamilischen Frauen hatten Flugblätter dabei, mit denen sie Passanten über die Auswirkungen der Katastrophe in ihrer Heimat Sri Lanka informierten. Die Tamilen wollen die Spenden, die sie sammeln, der Organisation TRO (Tamilische Rehabilitation Organisation e.V.) zur Verfügung stellen, die das Geld weiterleitet.
Auch die Brackweder CDU plant einen Glühwein-Verkauf, um den Menschen in Südostasien zu helfen (Lokalseite Brackwede). Und die Gemeinschaft der »Schildsker Deele« regt an, bei Silvesterfeiern »den Hut herum gehen« zu lassen. »Das machen wir hier auch so.«

Artikel vom 30.12.2004