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Kaffee statt Sekt zum Jahreswechsel


Von Burgit Hörttrich (Text),
Carsten Borgmeier und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Kaffee literweise an Stelle von Champagner, arbeiten statt feiern - so sieht für viele Bielefelder der Jahreswechsel 2004/05 aus. Silvester zu arbeiten, das ist für die, die davon betroffen sind, nichts Besonderes. »Das ist langfristig geplant,« sagt Verkehrsmeister Klaus Husemann (47), der in der Leitstelle der Stadtwerke Dienst tut. »Vor allem nach 1 Uhr gibt es viel zu tun, das hält wach - und natürlich heißer Kaffee,« sagt Husemann. Die Silvesternacht verbringt er heute anstatt mit Frau und Kindern mit seinen Kollegen Bernd und Monika Schlüpmann, das wohl einzige Ehepaar, bei dem beide Partner Verkehrsmeister sind. Husemann: »Wir wünschen uns ein schönes neue Jahr - aber Sekt ist tabu.« Nächstes Jahr, das weiß er bereits, kann er den Jahreswechsel wieder »richtig« feiern.
Ulrich Fehring (40), Kommissar in der Leitstelle der Polizei weiß: »Die Zeit vergeht schnell.« Wirklich mal ruhig sei es zu Silvester allenfalls genau um Mitternacht: »Aber maximal fünf Minuten.« Dann wünsche er den anderen vier Kollegen ein schönes 2005 - mit frischem Kaffee. Um Mitternacht, hofft Gregor Fritz (29), seit Beginn der Spielzeit Beleuchtungsmeister beim Theater Bielefeld, um Mitternacht ist die Arbeit im TAM (»Bifem«, »Raub der Sabinerinnen«) vorbei und die Kollegen können feiern: »Silvester im Theater, für mich ganz normal.«
Für Eva Arajums und ihre Kollegen in der Leitstelle der Bieta herrscht heute »Ausnahmezustand«: »Abends gibt es schon viele Taxenanforderungen, aber nach 1 Uhr, da geht es richtig rund.« Trotz ungeduldiger Kunden - Eva Arajums bemüht sich, stets ruhig und freundlich zu bleiben - und den Kollegen in den Taxen um Mitternacht »Guten Rutsch« aufs Display zu schicken: »Mein Lebensgefährte ist auch Taxifahrer, deshalb ist es für mich nicht schlimm zu arbeiten statt zu feiern.«
Ungewiss ist es für Birgit Beringer, Stationsschwester der Kardiologischen Klinik im Krankenhaus Mitte mit 36 Betten, wie die Nacht wird: »Es kann ruhig sein, aber auch hektisch.« Silvester zu arbeiten sei für sie kein Problem: »Lieber als Weihnachten - da will ich zu Hause bei der Familie sein.«
Voller Vorfreude erwartet Margot Rickers, die das »Brauhaus Joh. Albrecht« führt, die Silvesternacht. Um 19 Uhr beginnt dort die Jahreswechselparty, für Margot Rickers und ihr Team beginnt der Tag aber schon um 9 Uhr mit den Vorbereitungen. Nachmittags bleibt Zeit, sich umzuziehen: »Alle machen sich dann richtig chic.« Um Mitternacht werde dann mit den 300 Gästen und den Mitarbeitern aufs neue Jahr angestoßen. Margot Rickers. »Ich bin so nervös, als würde ich privat eine Einladung geben!« Dabei habe sie - mit einer Ausnahme - immer zu Silvester gearbeitet.

Artikel vom 31.12.2004