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»Die Menschen sind verzweifelt«

Ostwestfalen berichten nach ihrer Heimkehr von Chaos und Verwüstung

Bielefeld (WB). Der Urlaub im tropischen Paradies wurde auch für viele Menschen aus Ostwestfalen-Lippe zum Albtraum.

»Verwüstete Städte, verzweifelte Menschen«, so beschreibt Rüdiger Buckow aus Gütersloh den Zustand nach dem verheerenden Seebeben in Asien. Der 37-Jährige kehrte gestern aus dem thailändischen Phuket zurück. »Ich bin fix und fertig. So etwas habe ich noch nicht gesehen«, sagte der Maurer und Polier mit zittriger Stimme, als er um 12.48 Uhr im Gütersloher Hauptbahnhof aus dem Westfalen-Express stieg.
Sichtlich mitgenommen und den Tränen nahe war auch ein befreundetes Ehepaar aus Langenberg: Rudolf (40) und Sabine (40) Vogelpohl schlossen ihre Angehörigen minutenlang in die Arme, denn auch sie waren der Wasser-Hölle und den Monster-Wellen im letzten Moment entkommen.
Buckow ist sich sicher, dass die Horror-Meldungen auch in den nächsten Tagen kein Ende nehmen. »Ich befürchte noch zahlreiche deutsche Todesopfer«, erklärt er. Zusammen mit seinen Freunden aus Langenberg sei er mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Im Flieger, in dem sich dramatische Szenen abgespielt hätten, sei man gestern Morgen sicher in Frankfurt gelandet.
Der erste Anruf von Hans-Jürgen Kelch aus Espelkamp nach der Katastrophe auf der Insel Phuket galt der Feuerwehr: Dort ist er Leiter der Wache. Den besorgten Kameraden berichtete er in einem kurzen Gespräch, dass er wie sein Nachbar und Reisegefährte unverletzt geblieben sei. Die Tauchsportler hatten noch am Morgen der Kastrophe einen Tauchgang unternommen. Sie werden am Wochenende zurück erwartet.
Der Bestatter Dieter Sauerbier aus Büren ist mit einigen seiner Berufskollegen auf dem Weg ins thailändische Phuket. Die vom Bundesverband Deutscher Bestatter (Düsseldorf) zusammen gestellte Gruppe soll vor Ort helfen.
Familie Menne aus Warburg-Welda, die Sonntag die Flutwelle auf der thailändischen Insel Phuket miterleben musste, ist gestern Nachmittag wohlbehalten in ihren Heimatort zurückgekehrt. Thomas Menne (38), seine Ehefrau Katrin (37) sowie die Kinder Patrick (16) und Julia (11) waren erschöpft und wollten erst einmal nur ihre Ruhe haben. Mit großen Sorgen, aber immerhin in der Gewissheit, dass ihre Kinder die Katastrophe überlebt haben, blicken die Familien Schmittmann, Jahn und Fiedler in Bad Oeynhausen und Löhne nach Thailand. Christin Jungmann (25), Tochter von Ingrid Fiedler, Benjamin Jahn (27) und Kai Schmittmann (26) entkamen wie durch ein Wunder der verheerenden Welle in Khao Lak und meldeten sich per Telefon und E-Mail. Wie und wann ihre Rückkehr nach Deutschland erfolgen wird, ist jedoch ungewiss.
Unversehrt gelandet sind dagegen gestern Anwer Asso und seine Frau Tatjana aus Versmold. Tochter Rena konnte ihre Eltern am Flughafen Frankfurt in die Arme schließen. Als die Flutwelle kam, waren der Arzt für Anästhesie und seine Frau gerade auf einer Inlandstour durch Sri Lanka. Als sie zu ihrem Hotel in Beruwela im Westen der Insel zurückkehrten, war alles verwüstet.

Von unseren Redakteuren Wolfgang Wotke, Reinhard Kehmeier, Heinz-Peter Manuel, Carsten Reinhardt, Stefanie Hennigs und Lars Rohrandt

Artikel vom 30.12.2004