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Nachbarn und Freunde
werden 2005 wichtiger

Horst Opaschowski erwartet mehr Solidarität

Hamburg (dpa). Die Deutschen rücken enger zusammen: Nach Einschätzung des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski werden Hilfsbereitschaft und sozialer Zusammenhalt im Jahr 2005 an Bedeutung gewinnen.

»Die wachsende Einsicht, aufeinander angewiesen zu sein, resultiert aus der Angst vor dem sozialen Absturz, vor Wohlstands- und Arbeitsplatzverlusten«, sagte Opaschowski in Hamburg. Mehr Notstands- als Wohlstandsdenken zwinge zur Selbsthilfe, wenn der Sozialstaat am Stock gehe.
Im Vergleich zum Vorjahr zeichnet sich nach den Worten des Leiters des BAT-Freizeit-Forschungsinstituts in Hamburg ein Einstellungswandel ab. »Die Menschen interessieren sich wieder mehr für eine bessere Gesellschaft und wollen auch mithelfen, eine bessere Gesellschaft zu schaffen.« Der Forscher stützt sich bei seinen Prognosen auf repräsentative Umfragen des Instituts, in denen Menschen bundesweit über ihr soziales Engagement Auskunft gaben.
Danach hat sich fast jeder zweite Deutsche (49 Prozent) für das neue Jahr »ganz fest vorgenommen«, den Nachbarn zu helfen; im Osten (52) etwas mehr als im Westen (49), auf dem Lande (51) mehr als in der Großstadt (46). Auch der Freundeskreis gewinnt an Bedeutung und wird für viele Menschen zur zweiten Familie: »Freunden zu helfen« haben sich 63 Prozent der Deutschen vorgenommen. »Für Singles und Kinderlose sind Freunde wie soziale Konvois, die ihr Leben verlässlich begleiten«, meint Opaschowski.
Außerdem wollen die Deutschen in Kirche und Gemeinde aktiver mitarbeiten oder öfter im Verein Aufgaben und Ämter übernehmen. 27 Prozent planen, sich stärker im sozialen Bereich einzubringen. Opaschowski erklärte: »Natürlich wird es eine Kluft zwischen bekundeter Hilfsbereitschaft und tatsächlichem Verhalten geben. Das ist genau die große Herausforderung für die sozialen Organisationen und Verbände.«

Artikel vom 30.12.2004