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Senderstreit im
Haifischbecken

»Welt der Wunder« geht zu RTL2

Hamburg (dpa). Seit 13 Jahren tummelt sich Hendrik Hey im »Haifischbecken« Privatfernsehen. Zuerst verdiente er sein Geld bei Sat1 beim Magazin »Akut«, 1996 wechselte er zu ProSieben, jetzt landet der Experte für Wissenschafts-TV beim Münchner Sender RTL2.

Seine Sendung »Welt der Wunder«, die er für ProSieben entwickelte, hat er mitgenommen. Die gerichtliche Auseinandersetzung um die Marke »Welt der Wunder«, die er nach eigenen Angaben einst für zwei Millionen Mark von ProSieben erwarb, der Sender aber immer noch für sich beansprucht, ist noch nicht zu Ende. Gesendet wird bei RTL2 trotzdem, und zwar vom Sonntag an wöchentlich immer sonntags um 19 Uhr.
Heys Spezialität sind Computeranimationen. Damit hat er 1993 bei Sat1 in der Sendung »Was geschah wirklich?« Neuland betreten. Damals rekonstruierte der Journalist, der in Solingen und Hamburg aufwuchs, den Untergang des polnischen Fährschiffes »Jan Heweliusz«, bei dem 55 Menschen 1993 in der eiskalten Ostsee starben.
Die Zweckgemeinschaft ProSieben/Hey hätte im Grunde locker Bestand haben können, doch der Produzent und Moderator, der seine von ihm und den 50 Beschäftigten in seiner Firma entwickelten Filme selber präsentiert, fühlte eine immer größere werdende Kluft zwischen sich und dem Sender. »Als ProSieben noch von Georg Kofler geleitet wurde, wurden Marken noch gepflegt«, sagt Hey, der am 4. Januar 40 Jahre alt wird. »In der jüngsten Vergangenheit spürte ich, dass das Interesse beim Sender immer weiter sank. Ich fühlte mich isoliert.«
Hey, der mit Frau Roswitha und Tochter Holly in München lebt, hat in den 13 Jahren Fernsehen Höhen und Tiefen erlebt. Sein größter Rückschlag war die Insolvenz seiner Firma H5B5 im Sog des Neuen Marktes. Doch er gab nicht auf und machte mit dem Handwerk, das er beherrscht, weiter: mit Dokumentationen. »Ich bin positiv gestimmt«, sagt Hey. RTL2 biete eine gute Basis, da der Sender schon frühzeitig auf die richtigen Trends gesetzt habe.
In seiner ersten RTL-II-Sendung simuliert Hey frei nach Jules Verne die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Die Grafik, sagt er, sei früher ein Hilfsmittel für die Dokumentation gewesen. Heute würden mit der Computeranimation Dramaturgien geschaffen und fiktionale Geschichten erzählt. Die Expedition zum Mittelpunkt der Erde dokumentiert die Entstehung des Planeten und beginnt auf der Erdkruste.

Artikel vom 30.12.2004