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»Dass Sie so viel Geld für mich ausgeben«

Stiftung des Johanneswerkes »mitLeidenschaft« überreicht Geschenke an Bedürftige


Schildesche (WB). »Dass Sie so viel Geld für mich ausgeben«, sagt Lisa Steinkolk, als sie das Geschenk von der Stiftung »mitLeidenschaft« des Ev. Johanneswerk auspackt. Sie bekommt eine duftende Lotion, Duschöl und Seife, denn schon lange wollte sie sich mal wieder so richtig ausgiebig pflegen. Für die 90-Jährige ein unerschwinglicher Luxus. Sie hat früher als Pflegerin im Landeskrankenhaus vor Ort gearbeitet, als sie älter wurde, lebte sie viele Jahre bei ihrer Tochter. Seit einem Jahr wohnt sie im Katharina-Luther-Haus des Ev. Johanneswerks in Gütersloh und ist dort eine der aktivsten Bewohnerinnen. Ihr und vielen anderen Menschen erfüllt die Stiftung »mitLeidenschaft« mit der Spendenaktion »Armut zum Fest« kleine Herzenswünsche, die sie sich selbst nicht leisten können.
Spenden kommen direkt bei den Bedürftigen an. Für viele Bewohner von Alteneinrichtungen, die von der Sozialhilfe leben, reicht das Geld nicht einmal für grundlegende Kleidungsstücke wie Unterwäsche. Deshalb war die Freude groß bei Hans Ziesmann (76), der im Dorothee-Sölle-Haus des Ev. Johanneswerks lebt, als er neuwertige Markenunterwäsche überreicht bekam. Die Wäsche stammt aus einer Spende an die Stiftung vom Herrenmodegeschäft Landhäuser in der Bielefelder Altstadt. »Durch unsere umfassende diakonische Arbeit im Ev. Johanneswerk wissen wir genau, wo der Mangel am größten ist«, so die Geschäftsführerin der Stiftung »mitLeidenschaft«, Ulrike Posch. »Wir freuen uns und sind sehr dankbar für die zahlreichen Sach- und Geldspenden, die immer noch eintreffen. Sie kommen direkt bei den Bedürftigen an.«
So auch bei Familien und Kindern: Ungläubig schaut Thomas Wemhöner (Name auf Wunsch geändert) auf die Bahn-Tickets. Jetzt kann die Familie mehrmals die zweijährige schwerst mehrfach behinderte Tochter im Wittekindshof in Bad Oeynhausen besuchen. Seit vier Jahren ist Herr W. arbeitslos, ab 2005 bekommt er mit dem Arbeitslosengeld II noch weniger als jetzt. Da war die Freude riesig, als auch die große Tochter das schönste Spielzeug ihres Lebens bekam: eine Puppenstube. Als die Fünfjährige das Geschenk auspackt, strahlt das Kind mit glühenden Wangen. Papa hilft später beim Zusammenbauen, verspricht er. Mutter und Tochter spielen derweil schon mit den Puppen und Möbeln aus Holz. Besonders fasziniert ist das Kind vom Badezimmer, denn bis vor kurzem stand der Familie nur eine Etagentoilette im Haus zur Verfügung. »Sie wird den ganzen Tag spielen«, freut sich der Vater. Und die Mutter stellt lachend fest, dass die Küche sogar die gleiche Farbe hat wie ihre echte. »So etwas Schönes wird die Kleine nie wieder bekommen«, sagt Hannelore Irrgang, die die Familie im Ev. Gemeindedienst betreut.

Artikel vom 30.12.2004