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Aus Kostengründen bei der Narkose gepfuscht


Von Ernst-Wilhelm Pape
Detmold/Herford (WB). Ein 50 Jahre alter Facharzt für Anästhesie hat vermutlich nicht nur in einer Detmolder Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie verunreinigtes Narkosemittel eingesetzt. Die Mehrfachnutzung von Ampullen sei seine übliche Arbeitsweise gewesen, hat der Mediziner gegenüber der Bezirksregierung eingeräumt.
Wie berichtet hatte der Arzt, der in Detmold wohnt und in Herford eine Praxis unterhält, in der chirurgischen Praxis in Detmold am 20. Dezember bei Routineeingriffen neun Patienten ein Betäubungsmittel verabreicht. Obwohl der Hersteller aus hygienischen Gründen die einmalige Nutzung der Ampulle vorschreibe, habe der Arzt aus einer Ampulle zunächst drei Patienten versorgt, sagte Oberstaatsanwalt Diethard Höbrink dieser Zeitung. Dann sei die Ampulle mit einem anderen Narkosemittel aufgefüllt und bei den weiteren sechs Patienten weiter eingesetzt worden. Der Arzt habe angegeben, dass die Mehrfachnutzung der teuren Ampullen aus Kostengründen erfolgt sei, sagte Höbrink. Die Staatsanwaltschaft will daher nicht nur wegen gefährlicher Körperverletzung ermitteln, sondern auch die Abrechnungspraxis des Mediziners gegenüber den Krankenkassen überprüfen.
Von den neun Patienten hätten acht über Beschwerden geklagt. Der Gesundheitszustand eines 19-Jährigen sei immer noch ernst. Er werde auf der Intensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover behandelt.

Artikel vom 29.12.2004