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Der Uhu


Größe 70 Zentimeter, Flügelspannweite 1,70 Meter - der Uhu ist fast so groß wie ein Adler und mit kräftigen Füßen und Krallen ausgestattet. Diese verraten den Fachleuten, dass die Art auch große Beute jagen kann. Als Nahrung nachgewiesen sind: Jungfüchse, Rehkitze, Hasen und Kaninchen, Bussarde, Krähen und vieles mehr. Auf dem Speisezettel stehen zudem große Insekten und Frösche. Außerdem jagen Uhus sehr häufig Igel. Finden Ornithologen »Stachelkleider« ist das das Indiz, dass in dem Revier ein Uhu jagt.
Ein akustisches Erkennungszeichen der größten Eule Europas ist ihr Ruf, der bereits im Winter und im frühen Frühjahr zu hören ist. »Uhu, bubo« ist dabei zu hören, ganz ihrem deutschen Namen Uhu und dem wissenschaftlichen Namen »Bubo bubo« entsprechend.
Hellbraun mit vielen dunkelbraunen Flecken, die Schwingen mit dunklen Querstreifen geschmückt, orangefarbene Augen und auffallende Federohren: das sind die äußeren Merkmale des Uhus. Er lebt in felsigem Gelände, sucht sich aber auch Waldgebiete und Reviere am Rande von Ortschaften aus.
Anfang des 20. Jahrhunderts war die große Eule auch als Folge der Bejagung in Westfalen ausgerottet. Mitte der 70er Jahre wurde dann begonnen, in Gefangenschaft gezüchtete Uhus systematisch auszuwildern. Auch der Heimattierpark Olderdissen hat dieses Projekt aktiv unterstützt. Eine Auswilderungsvoliere stand auf dem Truppenübungsplatz Senne. Denn einfach freilassen kann man junge Uhus nicht. Sie verfügen nicht über die angeborene Fähigkeit, selbstständig Beute zu machen. Dazu bedarf es der Übung. Häufig dauert so ein Lernprozess länger als fünf Monate.
Heute sind fast alle geeigneten Brutplätze in Ostwestfalen wieder mit Uhupaaren besetzt. Dabei handelt es sich meist um ruhige Steinbrüche, auch die ersten Baumbruten wurden entdeckt. Vermutlichen müssen ausgewilderte Uhus erst lernen, dass man auch in Baumhorsten gut nisten kann. Das Uhu-Weibchen legt ein bis drei Eier direkt auf den Boden von Felshöhlen oder -nischen oder in ehemalige Greifvogel-Horste. Während sie rund 35 Tage brütet, bringt ihr das Männchen - mit dem sie in Dauerehe lebt - Futter.
Viele Vögel, auch Krähen und Eichelhäher, zeigen ein in der Vogelwelt verbreitetes Verhalten, wenn sie tagsüber Uhus entdecken: sie hassen. Laute Warnrufe ausstoßend umfliegen sie immer wieder den Standort des Feindes. Diese Art von neudeutsch »Mobbing« haben sich früher Jäger zunutze gemacht. Die fingen einen Uhu ein und präsentierten ihn vor ihrer Jagdhütte. Die sehr scheuen Rabenvögel, die durch die Anwesenheit eines Feindes in das »Hass-Verhalten« fielen und um die Hütten ihre Kreise zogen, konnten auf diese Art bequemer geschossen werden.
WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Dienstag Das Rotkehlchen

Artikel vom 30.12.2004