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»Jahr des Wachstums«

Oliver Bierhoff über seine Rolle als DFB-Teammanager

Frankfurt (dpa). Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat den Bundesliga-Vereinen als Gegenleistung für den Verzicht auf eine weitere strapaziöse Fernreise Ende 2005 zusätzliche Länderspiele im kommenden Herbst sowie ein Trainingslager zum Start in das WM-Jahr 2006 abgerungen. Das stellte Team-Manager Oliver Bierhoff in einem Interview fest.

Wenn 2004 ein Jahr des Aufbruchs war, unter welcher Zielsetzung steht dann 2005? Oliver Bierhoff: 2005 soll das Jahr des stetigen Wachstums sein. Wir haben einen Aufbruch in vielen Bereichen. Wir haben viele junge Spieler eingebaut, auch viele Neulinge. Und wir haben Spieler, die zu Saisonbeginn nicht so in Form waren, wieder aufgebaut, zum Beispiel Miroslav Klose oder Bastian Schweinsteiger. Wir wissen, dass 2005 noch mehr kommen muss, um auch gegen die ganz Großen zu bestehen.

Die Amerika-Reise im Dezember 2005 ist gestrichen worden. Gibt es Ersatz dafür? Bierhoff: Wir werden einen oder auch beide Doppelspieltage im September und Oktober für zwei Länderspiele nutzen. Und wir wollen Anfang Januar 2006 ein Trainingslager machen. Denn wir verzichten auf zehn Tage Amerika-Reise, bei der wir mit den Spielern zusammen gewesen wären. Also machen wir das jetzt auf sechs Tage komprimiert, ohne den Druck eines Länderspiels. Das Trainingslager wird irgendwo im Süden stattfinden, wo es wärmer als in Deutschland ist und man gut arbeiten kann.

Strukturell und personell haben Sie und Jürgen Klinsmann vieles verändert. Sind diese Dinge abgeschlossen? Bierhoff: Das Gröbste ist erledigt. Nachdem wir bei der Asien-Reise auch noch einen Sportpsychologen eingebunden haben, steht das Team.

Wie würden Sie die Gruppe Klinsmann, Bierhoff, Löw, Köpke beschreiben? Bierhoff: Wir sind ein richtiges Team, in dem es wahnsinnig viel Spaß macht. Keiner hat das Bedürfnis, sich mit seinen Ellbogen breiter machen zu müssen. Jeder ist mit seiner Rolle sehr zufrieden und weiß genau, was er machen muss. Es gibt immer eine offene und freundliche Diskussion ohne Misstöne. Man kann mal verschiedener Meinung sein, aber man findet immer eine Lösung.«

Sie sind der erste Team-Manager der Nationalelf. Haben Sie die Kritiker von Ihrer Notwendigkeit und Nützlichkeit überzeugt? Bierhoff: Wenn ein solcher Wechsel stattfindet, sind bei allen Beteiligten Skepsis, Nervosität und Unsicherheit vorhanden. Es hat Energie gekostet, alle zu überzeugen. Ich freue mich, dass mir das relativ schnell gelungen ist. Auch intern bekomme ich viele positive Rückmeldungen. Wir haben von Anfang an von einem Fulltime-Job geredet, aber es ist doch ein Tick mehr, als ich erwartet habe.

Betrachten Sie Ihren neuen Job auch als einen Entwicklungsprozess für Ihre weitere berufliche Zukunft? Bierhoff: Mit Sicherheit. Bis 2006 wollte ich mir ursprünglich ein Bild machen, in welchem Bereich ich arbeiten möchte. Jetzt bin ich automatisch in einem Bereich tätig, der sehr breitfächrig ist und mir sehr viel Spaß macht. Ich habe die Möglichkeit, in den nächsten zwei Jahren zu sehen, ob das etwas ist, was mir gefällt -ĂŠnicht nur von der Aufgabe her, sondern auch vom Lebensrhythmus.

Artikel vom 29.12.2004