29.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Landwirtschaft
leidet unter
EU-Agrarpolitik

Hans-Jürgen Kleimann zieht Bilanz

Jöllenbeck (WB). »Das Jahr 2004 war für uns Bauern voller Herausforderungen«, bilanziert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Bielefeld, der Jöllenbecker Hans-Jürgen Kleimann.

Die fortschreitende Globalisierung und Liberalisierung des Welthandels, die EU-Osterweiterung und die Umsetzung der EU-Agrarreform seien Meilensteine. Zusätzlich bedrücke die nationale Agrarpolitik sowie die schwierige Situation mit stagnierenden Unternehmensergebnissen auf niedrigem Niveau die Landwirte.
2004 konnten die heimischen Bauern eine leicht über dem Durchschnitt liegende Ernte einfahren, allerdings, so Kleimann, bei deutlich gesunkenen Erzeugerpreisen. Leider hänge der wirtschaftliche Erfolg immer weniger vom Wetter und vom Können der Landwirte ab. Viel gravierender wirkten sich die Beschlüsse der Politiker in Berlin und Brüssel aus. So brächte die im Juli 2004 von der Bundesregierung beschlossene Umsetzung der EU-Agrarreform in Deutschland tiefgreifende Änderungen. Sie werde existentielle Auswirkungen auf die Einkommen der Höfe haben und neue Entscheidungen über die Betriebsentwicklung notwendig machen
Der Berufsverband habe versucht, so Kleimann, Schadensbegrenzung zu betreiben. »Wir haben einiges erreichen können. Aber dennoch ist und bleibt die Umsetzung der Agrarreform hochkompliziert und bürokratisch,« unterstreicht der Vorsitzende An Stelle von Entbürokratisierung und Deregulierung kämen nach seiner Überzeugung neue Kontrollen sowie zusätzlicher Verwaltungsaufwand auf Betriebe und Behörden zu.
Zudem verunsichere die geplante Reform der EU-Zuckermarktordnung die Rübenanbauer in Bielefeld. »Wenn sich die radikalen Vorschläge durchsetzen, wird ein großer Teil unseres Zuckers bald nicht mehr auf hiesigen Äckern, sondern in Brasilien oder Australien erzeugt,« glaubt Kleimann.
Hart getroffen würden die bäuerlichen Familien zudem durch die nationalen Belastungen des Haushaltsbegleitgesetzes wie beim Agrardiesel oder der Landwirtschaftlichen Krankenversicherung.
So sei die Erhöhung der Agrardieselsteuer um 56 Prozent auf 40 Cent je Liter eine enorme Wettbewerbsverschlechterung. Landwirte in anderen EU-Ländern würden dagegen mit Blick auf die gestiegenen Ölpreise entlastet. Frankreich habe seinen Steuersatz auf 1,66 Cent pro Liter gesenkt, Österreich habe ihn auf 9,8 Cent reduziert.
Positiv stimmt den Vorsitzenden, dass nach den Ergebnissen des Konjunkturbarometers Agrar die wirtschaftliche Stimmung bei den Bauern nicht weiter gesunken sei - erstmals seit zwei Jahren.

Artikel vom 29.12.2004