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In Klang gesetzter Lebensweg

Konzert zum 100. Geburtstag des Komponisten Giacinto Scelsi

Bielefeld (WB/uj). Auf den Tag genau zum 100. Geburtstag des italienischen Komponisten Giacinto Scelsi am 8. Januar 2005 werden die Vereine Cooperativa Neue Musik und Capella hospitalis das Scelsi-Jubiläumsjahr mit einem Konzert eröffnen.

Mit »Trilogia -ÊDie drei Lebensalter des Menschen« für Solo-Cello steht eines der umfangreichsten und für seine musikalische Entwicklung charakteristischen Werke auf dem Programm.
Die Interpretin ist die in Bielefeld aufgewachsene Cellistin Jessica Kuhn. Parallel dazu wird der vielfach mit Preisen bedachte Bielefelder Filmkünstler Matthias Müller seinen Videofilm »Container« zeigen, eine Komposition aus gefundenen Porträtfotos der 50er und 60er Jahre, arrangiert als langsame Abfolge schrittweise vom Kind zum Greis alternder Männer.
Giacinto Scelsi gehört zu einem der originellsten Komponisten der an Originalen nicht gerade armen Neuen Musik. Er wurde am 8. Januar 1905 als Graf von Ayala Valva auf einem alten Schloss bei La Spezia geboren und starb am 8. August 1988 in Rom. Ohne Bindung an eine bestimmte Richtung der Neuen Musik schlug er Ende der 50er Jahre einen vollkommen eigenständigen kompositorischen Weg ein: Er komponierte nicht mehr mit Themen, Skalen, Reihen oder Formeln. Im Zentrum seiner Kompositionskunst steht vielmehr der Einzelton, den er durch vielfältigste Verfahrensweisen bis in Nuancen differenziert.
Scelsi fand zu Lebzeiten keinerlei Beachtung, sein Komponieren wurde eher als Marotte eines reichen Grafen belächelt. Erst nach seinem Tod wuchs die Akzeptanz seines Werkes rasant an, so dass er inzwischen zu den am meisten aufgeführten und diskutierten Komponisten der Moderne gehört.
Die »Trilogia« betrachtete Scelsi selbst als klangliche Autobiografie, die seinen Lebensweg beschreibt: Energieüberschuss und Betätigungsdrang der Jugend, Souveränität und beginnende Rückschau der Reife, Läuterung und Befreiung vom Diesseits im Alter. Die Cellistin Jessica Kuhn ist den Bielefelder Musikfreunden durch Konzerte mit den Jungen Sinfonikern und Soloabende bestens bekannt. Zurzeit ist München das Zentrum ihrer solistischen und kammermusikalischen Aktivitäten.
Matthias Müller lebt und arbeitet in Bielefeld und Köln. Sein Werk umfasst Filme, Videos, Installationen und Foto-Arbeiten. Seine Werke wurden auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt und mit mehr als 30 Preisen ausgezeichnet. Das Konzert am Samstag, 8. Januar, beginnt um 20 Uhr in der Capella hospitalis, Teutoburger Straße 50. Der Eintritt ist frei. Es wird indes um eine Spende zur Deckung der Kosten gebeten.

Artikel vom 30.12.2004