29.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wegweiser im
hohen Norden

Schlüsselspiele für den TBV Lemgo

Von Klaus Lükewille
Lemgo (WB). 2004, das war das Jahr der deutschen Handball-Nationalmannschaft. In Slowenien eroberten sie den europäischen Thron, bei den Olympischen Spielen in Athen holten sie die Silbermedaille.

2004, das war aber nicht das Jahr des TBV Lemgo. Dieser Spitzenverein stellte zwar für die Elite-Auswahl gleich ein halbes Dutzend Spieler ab, durfte sich stolz als »TBV Deutschland« feiern lassen. Doch der Briefkopf der Lemgoer musste in den vergangenen Monaten nicht verändert werden. Kein Triumph, kein Titel.
»Wir haben von den Einsätzen unserer Nationalspieler profitiert, wir haben aber auch dafür bezahlen müssen, weil unsere Besten dadurch enorm belastet worden sind«, blickt Fynn Holpert zurück.
Der TBV-Manager ist deshalb auch nicht besonders traurig, dass im Aufgebot für die WM 2005 nur Florian Kehrmann steht. Lemgo diesmal nur noch »einfacher« DHB-Lieferant. Doch das soll und wird sich laut Holpert schon ein Jahr danach wieder ändern: »2006 muss der EM-Titel verteidigt werden, 2007 findet die WM im eigenen Land statt und 2008 stehen die nächsten Olympischen Spiele auf dem Programm. Da sind dann garantiert wieder vier, fünf Lemgoer im Aufgebot.«
Die Auftritte des »TBV Deutschland« könnten also nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt werden. Mit Florian Kehrmann, mit Markus Baur, mit Daniel Stephan, die schon seit Jahren zu den Lemgoer Stützen zählen. Mit Sebastian Preiß (THW Kiel) und Carsten Lichtlein (TV Großwallstadt), die Sommer 2005 in das Lipperland wechseln werden.
Der TBV international demnächst also wieder voll mit am Ball, der TBV national in diesen Tagen extrem gefordert. Denn im letzten Spiel des alten Jahres und gleich zum Auftakt 2005 muss Lemgo hohe Hürden im hohen Norden nehmen. Am heutigen Mittwoch um 20 Uhr (DSF) beim Meister SG Flensburg-Handewitt. Und am Sonntag, 2. Januar, um 15.30 Uhr beim Tabellenführer THW Kiel. Zwei Schlüsselspiele, zwei Saisonwegweiser.
Die Holpert-Hoffnung vor dem Doppel-Anpfiff in den fremden Hallen: »Vier Punkte wären wunderbar. Aber wenn wir einen Sieg landen könnten, wäre ich auch schon zufrieden. Dann bleiben wir auch im Titelrennen.« Denn neben der Meisterschaft tanzt Lemgo ja weiter auf zwei Hochzeiten. Im DHB-Pokal und in der Champions League warten allerdings erneut dicke Brocken. Es geht wieder nach Kiel, und es geht auf internationalem Parkett wieder gegen Celje, den »Europameister« von 2004, gegen den Lemgo damals im Viertelfinale deutlich scheiterte.
Dass die TBV-Auswahl schon in den vergangenen zwölf Monaten an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gestoßen sein könnte, dass einige Asse den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit bereits überschritten oder mindestens erreicht haben, daran will Holpert nicht glauben. Einen schnellen Verjüngungsprozess schließt er deshalb aus: »Ob alt oder jung, nur die Leistung zählt. Und ich bin überzeugt: In unserer Truppe steckt noch viel Potenzial. Wir setzen auf Kontinuität, damit sind wir immer gut gefahren.«
Darum werden in Lemgo die Stars grundsätzlich langfristig gebunden. Wie Volker Zerbe, Markus Baur und Christian Schwarzer bis 2007, wie Florian Kehrmann und Daniel Stephan bis 2008. Auch der Vertrag von Trainer Volker Mudrow läuft noch bis 2007. Und Holpert selbst sieht seine Zukunft selbstverständlich ebenfalls nur in Lemgo. Er hat sogar bis 2009 unterzeichnet.

Artikel vom 29.12.2004