31.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pressestimmen

Diese Flutkatastrophe ist beispiellos. Und doch hat sie ein unheilvolles Muster, das sich zu wiederholen droht: Die Kluft zwischen denen, die ihren Besitz wahren konnten, und denen, die alles verloren haben, wird immer größer. Indien hat bekundet, es benötige keine ausländische Hilfe, es werde mit der Situation allein fertig. Das ist unklug, denn man kann auch Hilfe annehmen, ohne seinen Stolz zu verlieren. Freilich: Hilfe kann kein Almosen sein. Man darf denen, die um unsere Solidarität bitten, nicht ihre Würde nehmen. Sie sind durch die Flutkatastrophe geschlagen genug.
»Fränkischer Tag« (Bamberg)

Viel wichtiger ist, was auf die Katastrophe folgt: Wie kommt Hilfe zu den Menschen? Was kann der Einzelne tun, wie die Not gelindert werden? Der Informationsbedarf ist groß, der Wille zu helfen riesig. (É) Notwendig ist allerdings ein langer Atem von Helfern und Gebern. Die Flutwelle dauerte Sekunden, der Wiederaufbau benötigt Jahre.»Stuttgarter Nachrichten«

Wer Augen hat zu sehen, der schaue genau hin. Er sehe die Not der Einheimischen nach der Katastrophe in Asien, ihren Mut zur Trauer und ihren Willen zum Wiederaufstehen. Er schweige und helfe nach Kräften all denen, die dem Unglück nicht einfach entfliehen können. Wer Ohren hat zu hören, der höre genau hin, denn man lernt nie aus. Man erfährt von der großen Taktlosigkeit, die noch etwa tausend vermissten deutschen Urlauber mehr zu betrauern als die vermutlich 100 000 Toten in den Unglücksländern. (É) Man lernt nie aus. Man lernt das Schämen und das Wüten, auch das Schämen über das eigene Schämen.
»Berliner Zeitung«

Erst tausende, dann zehntausende, jetzt hunderttausende Tote in Asien, doch die internationalen Börsen-Indizes ticken weiter im Gute-Laune-Bereich, unerschütterlich wie eine Schweizer Uhr. Eine der ganz bitteren Erfahrungen dieser apokalyptischen Heimsuchung: Unsere Weltwirtschaft lässt sich offenbar von Leichengebirgen in den asiatischen Armutsstaaten nicht erschüttern. (É) Wenn aber die Weltwirtschaft so etwas wie der Blutkreislauf der globalen Gesellschaft ist, dann sind die Börsen die Blutdruckmesser an deren Puls. Und spätestens jetzt wissen wir: Dieser Kreislauf begleitet das tausendfache Sterben mit ruhigem Puls, weil die betroffenen Länder offenbar nicht im Bereich lebenswichtiger Organe liegen. Es ist eine der üblen Erfahrungen dieser Tage.
»Hamburger Morgenpost«

Die Flut und ihre Folgen wird die Weltgemeinschaft noch Jahre binden. Manche Konzepte in der Entwicklungspolitik müssen völlig neu geschrieben werden, zum Beispiel auf Sri Lanka. (É) Erst in ein paar Monaten wird sich zeigen, wie ernst es die Reichen mit ihrer Solidarität meinen. Auch dann muss weiter Geld fließen, auch wenn die Opfer in Asien nicht mehr in den Schlagzeilen stehen.
»Süddeutsche Zeitung«

Artikel vom 31.12.2004