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Frühzeitige Warnung vor
Todeswellen ist möglich

Tsunami-Alarmsystem im Pazifik arbeitet seit 50 Jahren

Washington (dpa). Mit bis zu 1000 Kilometer pro Stunde bewegen sich die Tsunami-Monsterwellen so schnell wie ein Düsenjet. Trotzdem waren sich US-Experten gestern einig: Tausende Menschenleben in Südasien hätten gerettet können, wären Indien und Sri Lanka an das internationale Frühwarnsystem angeschlossen.

»Niemand muss durch Tsunamis sterben«, sagt Tad Murty, ein Experte von der University of Manitoba in Winnipeg. »Man kann den Verlauf dieser Wellen völlig vorhersagen. Es dauerte vier Stunden nach dem Seebeben, bis die Wellen Indien erreichten. Das war genug Zeit für eine Warnung.«
US-Behörden haben nach einem indischen Medienbericht sogar versucht, die betroffenen asiatischen Staaten vor der drohenden Flutwelle zu warnen, seien aber wegen des Fehlens eines offiziellen Alarmsystems in der Region damit gescheitert, berichtete gestern der Nachrichtensender NDTV unter Berufung auf das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum in den USA.
Ein Grund dafür, warum es für den Indischen Ozean kein Tsunami-Frühwarnsystem gibt, liegt nach Applegates Angaben darin, »dass die Flutwellengefahr hauptsächlich als pazifisches Problem betrachtet wurde«. Tatsächlich warnten Wissenschaftler aber im Juni auf einer UN-Tagung, es gebe ein »bedeutendes Tsunami-Risiko« auch für den Indischen Ozean. Die Anrainer-Staaten müssten handeln.
Es gibt ein bewährtes Vorbild für ein solches Frühwarnsystem - im Pazifik. 26 Anliegerstaaten sind mittlerweile angeschlossen, und in den vergangenen 50 Jahrzehnten versagte dieses Netz nie. Das System besteht aus einem Netz von Sensoren im Pazifik, die seismische Aktivitäten messen. Ferner werden Daten über Meeresbewegungen durch Bojen und via Satellit in wissenschaftliche Überwachungszentren geliefert. Computer berechnen Stärke und Ort des Bebens. Die Fäden laufen im Pacific Tsunami Warning Center (PTWC) in bei Honolulu auf Hawaii zusammen.
Das Zentrum auf Hawaii hatte auch jetzt die 26 an das internationale System angeschlossenen Staaten bereits 15 Minuten nach dem Seebeben vor Sumatra informiert, dass gefährliche Flutwellen entstehen könnten. Für Thailand war die Situation besonders tragisch: Es gehört wie Indonesien dem Warnsystem an, aber die Sensoren sind an der Ostküste des Staates im Wasser installiert. Die Flutwelle traf den Westen.

Artikel vom 28.12.2004