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UN fordert Warnsystem

Aufgabe der internationalen Gemeinschaft

Genf/Wilhelmshaven (Reuters/dpa). Als Konsequenz aus dem verheerenden Seebeben in Südasien haben die Vereinten Nationen (UN) die internationale Gemeinschaft zur Einrichtung eines weltweiten Frühwarnsystems bei Naturkatastrophen aufgefordert.
Das Messgerät (Seismograph) in Jakarta (Indonesien) registrierte das schwere Erdbeben vom Sonntagmorgen. Erst viel später erreichten die zerstörerischen Tsunami-Wellen Sri Lanka und Indien. Foto: AP

Ein solches System müsse eingerichtet werden, um eine Wiederholung der Folgen in Südasien zu verhindern, sagte Reid Basher vom UN-Frühwarnbüro in Bonn. Das Thema stehe ganz oben auf der Tagesordnung einer internationalen Konferenz zum Katastrophenschutz im Januar im japanischen Kobe, kündigte Basher an.
Experten wiesen darauf hin, dass vor allem die Zivilbevölkerung in den Küstenregionen in Schutzmaßnahmen unterrichtet werden müsse. Die Flutwellen (Tsunamis) im Indischen Ozean krachten am Sonntag ohne jede Vorwarnung auf die Gestade von etwa einem Dutzend Anrainerstaaten und verursachten eine internationale Katastrophe von bisher nicht gekanntem Ausmaß.
Der UN-Tsunami-Experte John Harding sagte in Genf, durch ein Frühwarnsystem wie im Pazifik hätten in Südasien tausende Menschen gerettet werden können. UN-Vertreter riefen die reichen Staaten, welche Südasien als relativ günstige Ferienregionen nutzen, dazu auf, sich an der Finanzierung eines solchen Systems zu beteiligen. Basher und Harding wiesen Vorwürfe allein an die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans bezüglich des fehlenden Warnsystems als unfair zurück. »Hinterher ist man immer schlauer, aber wir müssen daran denken, dass es im Indischen Ozean seit 100 Jahren keinen großen Tsunami gegeben hat«, erklärt Basher. »Es ist nicht völlig verwunderlich, dass die Regierungen kein Frühwarnsystems installiert haben. Sie hatten viele andere Probleme.«
Reiseveranstalter sind nach Ansicht des Wilhelmshavener Tourismusforschers Professor Torsten Kirstges allerdings nicht dafür verantwortlich, Frühwarnsysteme gegen Naturkatastrophen wie die Flutwelle in Asien einzurichten. »Die Voraussicht für solche Situationen kann man privaten Veranstaltern auch bei einer ethischen Abwägung nicht abverlangen«, sagte er gestern. Kirstges sieht durchaus auch die Länder der betroffenen Region in der Pflicht: »Indien hat immerhin Geld für Atomwaffen. Die setzen eben, wie auch andere Länder dort, andere Prioritäten.«

Artikel vom 29.12.2004