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Alte Handys
helfen Flüssen

100 Millionen Geräte aus der Mode

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). 250 Sammelgruppen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) suchen ausrangierte Handys. Davon gibt es jede Menge: Jährlich werden europaweit etwa 100 Millionen Stück nutzlos und sorgen für 20 000 Tonnen Elektroschrott.
Handys sind zu schade, um in die Tonne zu fliegen. Foto: teutopress

Weil es sich um ein beliebtes Geschenk handelt, lagen Weihnachten wieder viele Mobiltelefone auf dem Gabentisch. Moderne Handys lassen die älteren zum elektronischen Aschenputtel werden, und deshalb erreichen die Geräte nur eine durchschnittliche Nutzungszeit von 18 bis 24 Monaten. »Es darf nicht sein, dass Millionen alte Handys in Schubladen vor sich hingammeln und nicht als Wertstoff genutzt werden«, mahnt Jörg Dürr-Pucher, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe in Radolfzell bei Konstanz.
Damit Handys nicht einfach weggelegt und vergessen werden, hat die DUH Sammelgruppen auf die Beine gestellt. Sie steuern Schul- und Recyclinghöfe an, stecken die gefundenen Geräte in Plastiksäcke und schicken sie an die Firma Greener Solutions (Grüne Lösungen) in München. Beim Recycling von Handys kooperiert dieses Unternehmen außer mit der Deutschen Umwelthilfe mit T-Mobile, Vodafone, e-plus und Talkline. »In München wird jedes Handy sortiert und mit einer Nummer versehen«, sagte Dürr-Pucher gestern dieser Zeitung.
Diejenigen in gutem Zustand verkaufe Greener Solutions nach Osteuropa, Südamerika oder Nordafrika weiter. Bei den anderen Geräte würden die Wertstoffe wie Plastik, Edelmetalle und Stahl ausgeschlachtet.
Für jedes gelieferte Gerät zahlt Greener Solutions 5 Euro. So auch an T-Mobile, wenn der deutsche Mobilfunkkonzern die in seinen Filialen abgegebenen »Schätzchen« nach München schickt. T-Mobile behält das Geld nicht für sich. »Übers Jahr kommen mehrere 10 000 Geräte zusammen - mit dem Geld von Greener Solutions unterstützen wir Projekte der Deutschen Umwelthilfe«, sagte gestern eine Konzernsprecherin.
200 000 Euro hat die DUH aus den Erlösen der eigenen Sammelgruppen und durch die Kooperation mit T-Mobile in den letzten beiden Jahren zusammen bekommen. »Mit dem Geld renaturieren wir Flüsse wie Donau, Elbe oder Weser, schützen Schweinswale und Kleine Tümmler in Nord- und Ostsee und versuchen außerdem, Waldgebiete zu erhalten«, erklärte Jörg Dürr-Pucher. Außerdem würden Umwelt AGs an Schulen unterstützt. Damit Mobiltelefone nicht vergammeln, sei Aufklärung wichtig. Dürr-Pucher: »Bei Batterien denken die Menschen an Recycling, bei Handys nicht.«

Artikel vom 28.12.2004