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Leitartikel
Süßer Strom & böse Fluten

Geld macht
süchtig -
und regiert


Von Rolf Dressler
Butterleicht kann man sich ausmalen, was vor allem in ungezählten, so genannten Kleinrentnern vorgeht. Denn so kräftig sind die Älteren und Alten noch niemals zuvor seit 1945 geschröpft worden wie jetzt ausgerechnet von den regierenden Roten und Grünen, die sich doch landauf, landab gern als Erfinder und Gralshüter der sozialen Ader in Politik und Gesellschaft feiern (lassen).
Ginge es - in Wort und Tat - also ausnahmsweise moralisch redlich und mit (ge-) rechten Dingen zu, müssten Chefideologen und andere Laut-Sprecher eigentlich Abbitte tun. Es wird Zeit, das Aufhetzen der Jüngeren gegen die angeblich ungebührlich »reichen Rentner« zu beenden - eine der ohnehin übelsten Spalter-Kampagnen überhaupt.
Manche Jusos in der SPD sinnen sogar über Mittel und Wege nach, auch nutzlos zu Hause unterm Kopfkissen oder sonstwo »ruhendes Geld« zu erfassen und zu besteuern. Einfach famos.
Unverhältnismäßig üppig vorgesorgt haben indes unsere Politikveranstalter wohlgemerkt aller Farben. Vor allem auch Altersrentnern und selbst Arbeitslosen verlangen sie serienweise Einschnitte und engere Gürtel ab.
Und das nicht zu knapp; Stichwort Hartz IV. Christdemokraten wie Hermann-Josef Arentz und Laurenz Meyer fallen ziemlich tief und dennoch daunenweich, obwohl sie - als Zubrot zu Abgeordnetendiäten bzw. Generalsekretärsgehalt - heimlich, still und leise jahrelang auch noch ein »arbeitsloses Arbeitseinkommen« aus der Großindustrie bezogen zuzüglich Strom frei Haus. Und zwar ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen, was im richtigen Werktätigen-Leben bekanntlich absolut handelsüblich ist.
Ganz weit oben auf der Reizfiguren-Liste nicht nur bei Deutschlands Rentnern steht der amtierende SPD-Finanzminister. Am Tage vor Heiligabend wurde er 63. Sein politisches Schaffen seit 1964 (erst Stadtratsmitglied und Oberbürgermeister in Kassel, hessischer Ministerpräsident und nun Chef-Kassenwart der Nation) beschert ihm eine Monatspension von rund 12 000 Euro.
Sollte er 85 Jahre alt werden, entspräche das einem stolzen Bar-Vorteilswert von 2 332 000 Euro. Hätte Eichel diese Altersvorsorge aus eigener Tasche berappen müssen, hätte er dafür vom ersten Tage an jeden Monat 2 500 Euro aus seinem versteuertem Einkommen abzweigen müssen.
Die erst 39 Jahre alte frühere 4-Jahre-CDU-Familienministerin Claudia Nolte, Bundestagsabgeordnete seit kaum 13 Jahren, darf sich auf eine Monatspension von 6 700 Euro freuen. Dafür hätte sie bereits versteuerte 3 670 Euro aufwenden müssen. Das aber besorgt Vater Staat in seiner grenzenlosen Güte - aufgrund der Gesetze, die »unsere« Politiker (für sich) gemacht haben.
Einer wenigstens, der Grünen-Ex-Politiker Oswald Metzger, nennt das schlicht »obszön«.
Doch es muss wohl gar noch mehr passieren als eine apokalyptische Flutkatastrophe wie just in diesen Tagen, bis dieses RaffgierTreiben eine Ende hat ...

Artikel vom 28.12.2004