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Ein Weltmeister mit
Computer-Gedächtnis

Ausnahmesportler Claus-Werner Kreft wird heute 60

Von Hans-Heinrich Sellmann
Werther (WB). Wer die Internet-Suchmaschine »Google« mit dem Namen »Claus-Werner Kreft« füttert, bekommt mehr als 180 Surftipps in fünf verschiedenen Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch und Tschechisch. Der akribische Statistiker, freie Journalist und Weltklasse-Leichtathlet feiert heute seinen 60. Geburtstag.

Speziell der Sport hat den Jubilar schon in die ganze Welt hinaus geführt. Ob Stadien in Europa, Amerika oder Australien - Claus-Werner Kreft ist schon fast überall gewesen und auch fast überall an den Start gegangen. Bis heute machen die Sprungdisziplinen (Weit- und Dreisprung) der Leichtathletik den Großteil seines Lebens aus. Ein Leben, das dekoriert ist mit Welt- und Europameistertiteln. Bei den Senioren hat Kreft Medaillen gesammelt wie kaum ein Zweiter. Zudem war er ständiger Motor seiner Mannschaften - erst beim CVJM Halle, dann bei der LG Bielefeld. »Er hat den sportlichen Bereich geprägt, aber auch andere Dinge organisiert. Auf seine Initiative ging es bestimmt 25 Mal zum Trainingslager nach Spiekeroog«, erinnert sich Mannschaftskollege Werner Ahlemeier.
Und auch wenn andere Top-Leistungen bringen, ist »cwk« hautnah dabei. Mit der Kamera als Journalist, mit dem Mikrophon als Stadionsprecher bei Meisterschaften und Meetings oder mit dem Stenoblock als Statistiker für den Fußball- und Leichtathletik Verband Westfalen. Dabei könnte er sich Papier und Bleistift allerdings manches Mal sparen. »Bei besonders guten Ergebnissen hat er die Zwischenzeiten von vor 30 Jahren noch im Kopf - wie ein Computer«, schwärmt Horst Rieke, Krefts Nachbar in Werther und ehemaliger Marathon-Kreisrekordler. Dass kein Ergebnis verloren geht, keine Zeit falsch archiviert wird, dafür sorgt Claus-Werner Kreft mit beispielloser Akribie. »Wegen einer Hundertstelsekunde telefoniert er durch ganz Deutschland«, weiß Rieke.
Obwohl seine Weggefährten ihn mit einem Computer vergleichen, steht er mit der modernen Technik oft auf Kriegsfuß. In Buffalo/USA hätte Kreft sogar fast eine Weltmeisterschaft vergeigt, weil er mit der Klimaanlage nicht zurechtkam. »Erst nachdem er einige Nächte wegen der brütenden Hitze nicht geschlafen hatte, kam er zu uns und fragt, woran es liegen könnte«, erinnert sich Horst Rieke. »Es stellte sich schließlich heraus, dass die Klimaanlage nicht eingeschaltet war. Er hatte wohl den einzig zu drückenden Knopf nicht gefunden.«
Seinen unermüdlichen Einsatz beschränkt Claus-Werner Kreft jedoch nicht nur auf den Sport. Nachdem er zunächst seinen Vater Willi bis zu dessen Tod vor etwa zwei Jahren gepflegt hatte, kümmert er sich nunmehr um seine Mutter. Und das alles ohne Auto. Der studierte Theologe (in dem Beruf arbeitete er allerdings nie) hat keinen Führerschein. Einkäufe und die Leichtathletik-Veranstaltungen im Umkreis erledigt er - natürlich ganz Sportler - mit dem Fahrrad.

Artikel vom 30.12.2004