28.12.2004 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Türkentaube


Ein locker aus Reisig gebautes Nest in einem Baum. Dazu ein 30 Zentimeter großer Vogel, dessen Gefieder hellgrau, mit rötlichem und bräunlichem Einschlag gefärbt ist und seine eintönige Rufe, die wie »Gu-guh-guck« klingen - in diesem Fall hat der Naturfreund eine Türkentaube entdeckt. Ihr Lebensraum bei uns sind Siedlungsbereiche und deren Peripherie. Ihre Nahrung besteht aus Sämereien, Beeren, aber auch Hühnerfutter, Vogelfutter und Abfälle aus den Küchen der Menschen gehören dazu.
Die Türkentaube hat ihren Namen aufgrund ihrer Herkunft aus dem Vorderen Orient erhalten. Ursprünglich war sie verbreitet von Vorderasien bis Korea und über die arabische Halbinsel. Zur Zeit der Türkenherrschaft wurde sie auch auf den Balkan gebracht. Durch Verfolgung (der schwarze Halbring in Halbmondform auf der Halsrückseite wurde als Symbol der Türken gesehen) wurde die Art dort um 1900 stark zurückgedrängt.
Erst ab den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts dehnte sie sich über den Balkan aus. Und dann begann ein beispielloser Ausbreitungszug nach Mitteleuropa. Ende der 40er Jahre wurden die ersten Bruten in Westfalen entdeckt, seit 1970 ist sie in ganz Westfalen keine Besonderheit mehr.
Eine besondere Eigenart ist der Balzflug des Männchens. Vor seiner Auserkorenen fliegt er plötzlich flügelklatschend steil nach oben und gleitet dann mit ausgebreiteten Schwingen - oft im Halbkreis - zum Startplatz zurück. Zwei Eier legt das Weibchen in das aus Reisern locker gebaute Nest. Nach 14 Tagen schlüpfen dann die Jungen und nach 16 bis 19 Tagen fliegen sie bereits aus. Meist gibt es zwei bis vier Bruten im Jahr. In milden Wintern beginnt das Brutgeschäft schon sehr früh.
Da die Türkentaube meist früh morgens ihre eintönigen Rufe mit scheinbar endlosen Wiederholungen anstimmt, fühlen sich Siedlungsbewohner oft gestört. Die Ornithologen stellen aber in den jüngsten Jahren fest, dass der Bestand zurückgegangen ist. Ein sicherer Trend ist aber noch nicht erkennbar.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Donnerstag Der Uhu

Artikel vom 28.12.2004